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Maskentreiben Fastnacht in der Rhön

Im Nordwesten von Bayern hat sich eine einzigartige Fastnachtstradition erhalten. In der Gemeinde Oberelsbach, am Fuß der langen Rhön, treiben in den närrischen Tagen ganz besondere Gesellen ihr Unwesen.

Stand: 22.02.2019 | Archiv

Jeder der vier Gemeindeteile Ober- und Unterelsbach, Weisbach und Ginolfs hat eigene Masken, eigene Figuren und eigene Traditionen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie handgeschnitzte Holzmasken tragen, um nicht erkannt zu werden.

Die Rhön ist der nördlichste Teil Deutschlands, in der geschnitzte Holzmasken noch verbreitet sind. Diese Tradition lässt sich bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Diese Rhöner Larven werden "Jüden" genannt, wer sich hier verkleidet macht sich "jütlich". Natürlich fragt man sich heute, woher der Begriff kommt: Mit den einst zahlreichen jüdischen Gemeinden in Unterfranken hat es wohl nichts zu tun. Vielmehr ist wohl das Auftreten alttestamentarischer Gestalten in biblischen Spielen zum Ausgangspunkt dieser Figuren geworden.

"Wir haben Judaisten darauf angesetzt, es gibt überhaupt keinen Anlass zu spekulieren, mit Antisemitismus hat das überhaupt nichts zu tun. Es könnte sein, dass die Make aus einem biblischen Stück entnommen ist. Aber um das wirklich zu 100 Prozent sagen zu können, sind die Forschungen noch nicht weit genug."

Klaus Reder, Bezirksheimatpfleger Unterfranken

Früher wurde in der Rhön beinahe in jedem Haus geschnitzt. In Weisbach hält die Familie von Holzschnitzer Thomas Eyring die Tradition hoch. Hier ist heuer erstmals die Maske des "Moses" nachgeschnitzt worden – anhand des einzigen noch erhaltenen historischen Vorbilds.

Eine der Attraktionen sind die Oberelsbacher Spanmänner. 1.000 gehobelte Pappelspäne braucht's für ein Kostüm. Eine schweißtreibende und zeitaufwändige Handarbeit.

Früher hatte die Fastnacht in der Rhön schon an Maria Lichtmess begonnen. Die "Foasenöchter" hatten der Bevölkerung in den Gassen aufgelauert und sie oft erbarmungslos verprügelt. Damals ist kein Mensch freiwillig auf die Straße gegangen. Heute beschränkt sich das wilde Treiben meist auf das Fastnachtswochenende – und blaue Flecken muss keiner mehr befürchten …


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