BR Fernsehen - weiß blau


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weiß blau Entlang der Altmühl

Auf ein indogermanisches und ein keltisches Wort geht der Flussname "Altmühl" laut dem Namenforscher Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein zurück. Los geht die Sendung bei der Altmühlquelle – unweit der mittelfränkischen 2.900-Einwohner-Stadt Burgbernheim. Am "Flussrand" finden sich Kultur und Kulturschaffende verschiedenster Couleur.

Stand: 19.07.2014 | Archiv

"weiß blau"-Moderatorin Annett Segerer an der Quelle der Altmühl, unweit der mittelfränkischen Stadt Burgbernheim.  | Bild: BR

Altmühl – Ein Flußname keltisch-indogermanischen Ursprungs

Die "Kelten" – das ist ein Begriff, der wiederum selbst schwer zu definieren ist, da es sich nicht um ein klar abgrenzbares, homogenes Kulturvolk handelt, sondern um einen Sammelbegriff für Menschen aus derselben Sprechergemeinschaft innerhalb des Indogermanischen. Zeitlich kann man wohl in den Jahren 800 bis 50 vor Christus von der Existenz von Kelten sprechen. Doch zurück zur Namenerklärung "Altmühl". "aleq" ist indogermanisch für "abwehren, schützen". "moniio" ist keltisch für "Gebirge". Demnach ist die Altmühl ein "Gewässer, das bei einem schützenden Höhenzug mündet." Und genau dort – bei der Stadt Kelheim – wo die Altmühl in die Donau mündet, sind wir heute in "weiß blau" unterwegs. Allerdings erst am Sendungsende.

Alte Autos und "Pappenheimer"

Die Burg Pappenheim

Rund 40 Kilometer südöstlich der Altmühlquelle trifft man auf die 1.600-Einwohner-Stadt Ornbau. Ein sehr authentischer, ruhiger Ort im mittelfränkischen Landkreis Ansbach. Und: die Heimat des "VDH". Ausgeschrieben heißt das "Verein der Heckflossenfreunde". Gemeinsames Ziel, man könnte auch sagen Hobby, der Vereinsmitglieder ist – salopp formuliert – der Erhalt schöner alter Autos der Marke Mercedes. Insofern leistet der "VDH" Kulturpflege, indem seine Mitglieder eben diese Oldtimer mit sehr viel Detailliebe so aussehen lassen, als seien sie neu.

Weiter geht es entlang der Altmühl, Richtung Osten, in die 4.000-Einwohner-Stadt Pappenheim (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen). "Ich kenne meine Pappenheimer" – ein Spruch, den viele von uns schon einmal gehört haben. Das Zitat geht zurück auf Schillers Drama "Wallensteins Tod", in dem der Feldherr Wallenstein vor dem Hintergrund des "Dreißigjährigen Krieges" (1618 bis 1648) sagt: „Daran erkenn’ ich meine Pappenheimer“. Er sagt dies anerkennend zu einer Abordnung der Kürassiere unter Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim, die ihn fragen, ob das Gerücht über Verhandlungen mit den Schweden wahr sei. Unklar ist, warum diese an und für sich positive Grundkonnotation des Spruchs am heutigen Tage oft ins Negative schwenkt, also "Pappenheimer" im Sinne von Menschen, auf die man im Alltag besonders gut aufpassen muss, damit sie nicht hinter dem eigenen Rücken Blödsinn (oder noch Schlimmeres) zu machen beginnen. 

Eine Vielfalt von Dialekten, wie sonst nirgends in Bayern 

Dialektforscher Professor Alfred Bammesberger und Moderatorin Annett Segerer

Weiter geht es entlang der Altmühl, in den Landkreis Eichstätt. Wo so viele verschiedene  Dialektsprachräume aneinandergrenzen, wie sonst wohl nirgendwo in Bayern. Im nördlichen Landkreis wird fränkisch gesprochen, im Westen des Landkreises Alemannisch, "Schwäbisch" würde man heute landläufig sagen, und im Rest des Landkreises Altbairisch. Und es gibt noch einige sehr regionalspezifische Dialektbegriffe, die – wenn auch nicht mehr so häufig wie früher – im Landkreis Eichstätt teilweise weiter Verwendung finden. Etwa das Wort "Bäta", für eine Halskette, das Wort "Gowadn" (bezeichnet eine Schneeverwehung) oder auch das Wort "Wouza", für eine Schreckgestalt. Die Hintergründe zu diesen und anderen Dialektbegriffen weiß Professor Alfred Bammesberger.

Ein Jurahaus und einzigartige Fresken

Und noch viele weitere kulturelle Kleinode finden sich entlang der Altmühl. So gibt es weltweit nur dort den Haustyp des (Altmühl-) "Jurahauses". In der Ortschaft Möckenlohe bei Eichstätt treffen wir auf eine junge Familie, die eines dieser Jurahäuser in jahrelanger Kleinarbeit vor dem Verfall gerettet hat. Um in nicht mehr zu ferner Zeit selbst drin zu wohnen. Und wiederum ein Stück weiter entlang der Altmühl - wieder ostwärts, wir nähern uns schon allmählich der Mündung in der Donau - ist in Kottingwörth, einem Stadtteil von Beilngries (Landkreis Eichstätt), in einer Kapelle im  Turmuntergeschoß der Kirche St. Vitus ein hervorragender Zyklus mittelalterlicher Wandmalereien erhalten. Die zufällig bei Bauarbeiten entdeckt wurden. Einfach so.


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