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Traumhäuser wiederbesucht Eine Fabrik für die Künste

Für den Architekten war das Projekt eine wahre Herausforderung: Ein ganzer Haufen kreativer Bauherren, die sich in den Kopf gesetzt hatten, eine alte Fabrik zu sanieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Stand: 04.10.2013

In München erschwinglichen Wohnraum zu finden, ist nicht leicht. Aber Ateliers oder Studios zu einer bezahlbaren Miete zu ergattern, ist schier unmöglich. Nach dem Motto „Gemeinsam geht es besser“ gründete eine Gruppe von Kreativen 2010 eine Genossenschaft und kaufte eine „Traumfabrik“ zum Wohnen und Arbeiten im Münchner Stadtteil Berg am Laim.

Maßgeschneiderte Wohnungen und Ateliers

Der große Stahlbetonkomplex mit Vorder- und Rückgebäude stammt aus den 1960er Jahren und war früher eine Kleiderfabrik. Wo einst für die Stange genäht wurde, haben sich jetzt 40 Künstlerinnen und Künstler mit ihren ganz individuellen Bedürfnissen eingenistet. Da das Gelände direkt an ein Wohngebiet angrenzt, machte die Lokalbaukommission eine Ausnahme und genehmigte eine gemischte Nutzung – allerdings mit der strengen Auflage, dass in der Kunstfabrik nur wohnen darf, wer hier auch arbeitet. Zudem wurde die Zahl der genehmigten Wohnungen auf acht begrenzt. Der Münchner Architekt Stefan Holzfurtner, der die Sanierung des Areals übernahm, entwarf daraufhin für das fünfgeschossige Vorderhaus verschiedene maßgeschneiderte Wohneinheiten. Im viergeschossigen Rückgebäude entstanden Atelierräume, Werkstätten, Studios und Büros.

Das Gemeinschaftsprojekt erforderte von allen Beteiligten viel Einsatz und Eigenleistung. 

Aber alle Bemühungen haben sich gelohnt.

Kein Schnickschnack

Keine Luxus-Lofts, sondern Nüchternheit und höchste Raumökonomie - das war das Grundprinzip für die Baugenossenschaft und damit auch für den Architekten. Die Künstler haben sich multifunktionale Räume gewünscht - kompakt, reduziert, schnörkellos. Der raue Charme des Industriebaus blieb erhalten und viele Überbleibsel der gewerblichen Nutzung, wie z.B. der große Lastenaufzug, sind heute für die Künstler Gold wert.

Die „Fabrik für die Künste“ ist ein Musterbeispiel für urbanes Bauen. Das Quartier wird durch die Kreativen aufgewertet, die Räume sind bezahlbar und das qualitätvolle Gebäude, ein Klassiker der industriellen Moderne, blieb erhalten und entspricht nun den aktuellen Energie-Standards. 2012 sind Musiker, Maler, Bildhauer, Fotografen, Grafiker und Designer hier eingezogen. Es war offen, ob sich die zahlreichen freischaffenden Individualisten zusammenraufen würden. Inzwischen hat das Projekt mehrere Preise gewonnen. Und die illustren Bewohner? Ein Kamera-Team des BR hat die Kunstfabrik vier Jahre nach dem Einzug nochmals besucht.

Grundrisse


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