BR Fernsehen - Traumhäuser


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Traumhäuser wiederbesucht Ein Haus wie ein Schmetterling

Mitten in der sanften Allgäuer Hügellandschaft und vor einer prachtvollen Alpenkulisse erhebt sich ein Solitär, dem der Begriff "Haus" eigentlich nicht gerecht wird.

Stand: 11.03.2013

Ein Haus wie aus einem Traum: weiß, hell, offen und lichtdurchflutet, weich, rund und dynamisch, mitten in einer wunderschönen Berglandschaft. Mit seinen fließend ineinander übergehenden Wohnbereichen und einem Grundriss mit vier Flügeln erinnert es an einen Schmetterling.

Ein Schmetterling landet auf der Bergwiese

Eine fast ätherisch wirkende Skulptur aus Glas und Stein, die die geschwungenen Linien der Bergwiesen behutsam aufnimmt und in Architektur übersetzt, haben Bauherren und Architekten hier gemeinsam geschaffen. Der ungewöhnliche Entwurf ist maßgeschneidert auf die individuellen Bedürfnisse und Vorstellungen der Bewohner, eher "Lebensraum" als nur banales Haus.

Die Quadratur des Kreises…

…oder vielmehr das Gegenteil: Hier hieß es nicht: quadratisch, praktisch, gut. Die strenge Geometrie rechter Winkel und gerader Linien wurde völlig außer Kraft gesetzt und durch weiche Linien und Rundungen substituiert. Der Grundriss mit seinen vier Flügeln setzt sich über alle Konventionen hinweg und erhält durch die eleganten Glasbögen den richtigen Schwung. Auch im Innenbereich gibt es kaum gerade Wände. Alles fließt. Um diesen außergewöhnlichen Effekt zu erzielen, musste jedes Detail genau durchdacht werden.

Planung

Umsetzung: Die Wohnbereiche gehen organisch ineinander über, bilden ein Raumkontinuum.

Maurer werden zu Künstlern

Nicht nur für die Planer war das Projekt ein richtiges Abenteuer. "Was die Rohbauer leisten mussten, war fast schon Bildhauerarbeit", sagt Architekt Klaus Kehrbaum anerkennend. Noch keiner von ihnen hatte je eine runde Wand oder ein geschwungenes Flachdach mit Krempe gebaut. Die eigenwillige Architektur stellte auch äußerst hohe Anforderungen an Material und Statik und machte ausgefallene Sonderanfertigungen nötig. Banale Scheiben kamen nicht in Frage. Stattdessen wurden große gebogene Gläser in drei verschiedenen Radien angefertigt.

Wir formen das Haus, dann formt das Haus uns

Wir haben auch dieses Haus und seine Bewohner wiederbesucht. Hat eine ganze Dekade Leben in diesem hochwertigen Unikat die Bauherren verändert? Wie lebt es sich in einem Haus, das keine Ecken und Kanten hat – nur fließende Formen und weite Ausblicke? Würden sie heute irgendetwas anders machen? Auch zehn Jahre nach seiner Fertigstellung ist der „Schmetterling“ immer noch architektonische Avantgarde, sein innovatives Konzept hat – wie auch das geniale Butterfly House in Sydney von Ed Lippmann - bisher kaum Nachahmer gefunden. Ist es seiner Zeit einfach immer noch voraus – oder etwa zu eigenwillig um Standards zu setzen?

Grundrisse


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