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nachbarn Winterzauber im Herzen Kroatiens

Spektakuläre Landschaften, einzigartige Naturphänomene, glitzernde Eiszapfen – auch das ist Kroatien. Der Nationalpark Plitvicer Seen lockt selbst im Winter Touristen an.

Von: Barbara Mai

Stand: 03.03.2016 | Archiv

Skradin Tor im Krka-Nationalpark | Bild: BR

Diese wunderbare Natur will Kroatien künftig intensiver touristisch nutzen, neben Sommer, Sonne und Meer.

Rund 100 Kilometer weiter südlich, ein weiteres Juwel – Skradin am Eingang zum Krka-Nationalpark, ein Städtchen im Winterschlaf, das die tosenden Wasser der Krka wecken soll. Vielleicht sind es die neuen Wege im Tourismus, die Kroatien helfen, aus der Wirtschaftskrise zu kommen.

Die Slunjcica ist das ganze Jahr über kälter als die Korana, daher die Nebelschwaden, die dem kleinen Ort seinen Zauber verleihen.

Wie in den letzten Wintern sind es vor allem Reisegruppen aus Asien, die im benachbarten Plitvice übernachten – Kroatien in zwei Tagen, preisgünstig, straff organisiert, keine Zeit, die hiesige Gastfreundschaft zu erleben, regionale Spezialitäten zu genießen. Das passt nicht mehr zum neuen Tourismuskonzept – das will nicht nur die Schönheiten der Regionen "verkaufen".

Die Straße zu den Plitvicer Seen in Richtung Süden verrät nichts von dem, was die Korana sowie weitere unter- als auch oberirdische Flüsschen in die Karstlandschaft des Nationalparks gezaubert haben.

Schon 1979 wurde der Park in die Liste der UNESCO als Weltnaturerbe aufgenommen. Damit gehörte Plitvice zu den ersten Naturdenkmälern weltweit. Auch hier, wohin jährlich über eine Million Besucher kommen, soll sich nach dem neuen Konzept aus Zagreb vieles ändern. Der Nationalpark ist schon das ganze Jahr über geöffnet - eine Voraussetzung ist also schon erfüllt.

Nur im Tourismus verdienen die Kroaten noch Geld, gibt es erhebliche Zuwachsraten. Und er ist ein Wirtschaftszweig, der personalintensiv ist, also die Arbeitslosenquote beeinflussen kann. Für so manche Kellnerin oder Fremdenführer bedeutet die Saison rund ums Jahr: es gibt keine langen Ausfallzeiten mehr. Wenn es genug private Investitionen, vor allem der Einheimischen, in die touristische Infrastruktur in der Umgebung solcher Naturjuwelen wie Plitvice gibt, könnte das neue Konzept aus Zagreb aufgehen.

Einige Tage im knapp 300 Quadratkilometer großen Nationalpark zu verbringen lohnt sich, zahlreiche Wasserfälle, einsame Spazierwege oder ausgedehnte Wanderungen rund um die Seen – es gibt so viel zu entdecken.

Spektakuläre Landschaften und interessante Fauna und Flora allen reichen nicht, um Gäste für mehrere Tage anzulocken. Die Urlauber möchten beschäftigt werden, Sport treiben oder sich im Wellnessbereich erholen.

Das kleine Wintersportgebiet von Mukinje im südlichen Nationalpark wird an den Wochenende vorwiegend von Einheimischen aus Zadar und Umgebung genutzt. Die Kinder von dort sind keinen Schnee gewöhnt, haben so doppelt Spaß beim Rodeln. Für internationale Gäste sind die Anfängerhügel nicht besonders reizvoll und gespurte Loipen für Langläufer gibt es nicht. Die Freude der rodelnden Kinder und ihrer Eltern wird spätestens am Nachmittag durch knurrende Mägen getrübt, das einzige kleine Gasthaus weit und breit bietet nur eine bescheidene Speisekarte. Das will der kroatische Tourismusminister gründlich ändern:

"Was wir sehr dezidiert wollen ist, ein Destinationsmanagement zu implementieren. Das heißt, wir wollen Kroatien nicht mehr nur als Land der Sonne und des Meeres bewerben, sondern Kroatien als gastronomische Destination. Das, was wir da vorhaben, ist eine durchdachte Planung in dem Sinne, dass wir die verschiedenen Tourismusverbände zusammenbinden und anregen wollen, um so etwas ähnliches zu erreichen, wie zum Beispiel die Riviera um Opatija, die ja einen ganzen touristischen Landstrich hervorgebracht hat."

Minister Darko Lorencin

Darko Lorencin

Hier hätte der Minister ein weites Betätigungsfeld, obwohl in den letzten Jahren private Initiativen am Rande des Nationalparks eine noch kleine, aber recht feine Hotellerie und Gastronomie geschaffen haben: In so manchem Haus sind Hunde willkommen.

Diesem Vierbeiner scheint es so richtig gut zu gehen – kein Wunder, bei langen Spaziergängen im Schnee und dazu Sonnenschein.

Der Krka Nationalpark erstreckt sich 45 Kilometer entlang des Flusses, der in sieben großen Wasserfällen 177 Höhenmeter hinab stürzt, um dann gemächlich dem Meer entgegen zu fließen.

Wie im Plitvicer Nationalpark bilden die Wasserfälle ausgedehnte Seen, die auch Barrieren gebildet haben und weitere Kaskaden verursachen. Der Krka-Nationalpark ist für die Vogelwanderung im Frühling und Herbst von außerordentlicher Bedeutung.

Die schönsten Bereiche des Parks sind für Besucher leicht zugänglich gemacht, die Anlagen mit Bänken und Aussichtspunkten laden im Sommer zum Verweilen ein. Krka ist im Winter eher grün durch die Nadelbäume – und es gibt üblicherweise auch keinen Schnee. Ein Grund, warum weit und breit kein Tourist zu sehen ist?

Die alte Mühle am Skradinski buk, dem spektakulärsten Wasserfall des Nationalparks. Hier wurden in den 1960er Jahren Szenen der Karl May-Verfilmung Der Ölprinz gedreht – überhaupt, ob Plitvice, Rastoke oder Krka – Winnetou war überall. Kaum jemand in Kroatien erinnert sich an die Aufmärsche der Kamerateams, Schauspieler, Statisten und dem ganzen Zirkus um die Karl May-Filme – sie waren im jugoslawischen Fernsehen nicht zu sehen.

Smaragdfarben fließt die Krka in Richtung Skradin – langsam, fast bedächtig. Ausgetobt hat sich oben, in den Wasserfällen und Kaskaden.

Wie großartig wären Ferientage in dieser wundervollen Landschaft in einem Hotel, das den Gast richtig verwöhnt, das Pferdeschlittenfahrten anbietet, Loipen spurt, Wettbewerbe im Eisstockschießen organisiert, eine Schneebar am Kozjaksee bereit hält oder auch Wildbeobachtungstouren – war da eben ein Luchs? Kroatien hat so viele Pfunde, mit denen es wuchern könnte und viele tatkräftige Menschen, denen das Land mehr zutrauen sollte.

(Dieser Text ist eine stark gekürzte Fassung des Sendungsmanuskripts, das Sie vollständig hier auch als Download finden.)

Das Sendungsmanuskript als Download Format: PDF Größe: 77,87 KB


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