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Crowdinvesting Gute Renditen, höhere Risiken

Sparen bei der Bank macht zurzeit keinen Spaß. Schon ein Zinssatz von 2 Prozent ist da die große Ausnahme. Internetanbieter versprechen höhere Erträge für Mini-Investoren. Was steckt dahinter?

Von: Katharina Adami

Stand: 16.01.2018

Gabriele Schwarz redet mit mehr/wert über ihr Social Business Bonenergie.  | Bild: BR

Internet-Plattformen wollen jetzt unsere Spargroschen vermitteln - an neu gegründete Start-ups oder eingesessene Unternehmen. Gegen feste Zinsen oder Gewinnbeteiligung. Beim Crowdinvesting, auch Schwarmfinanzierung genannt, können Sparer mit ein paar Hundert Euro direkt bei Unternehmen einsteigen. Internetvermittler sammeln die Kleinkredite ein und leiten sie weiter. Und rentieren soll sich das Ganze auch.

Riskanter Trend auf dem Immobilienmarkt

Selbst Immobilienfirmen buhlen mit Erfolg um die Crowdinvestoren. So locken bei einem Pflegezentrum in München-Perlach, das über 81 Pflegeplätze und eine heilpädagogische Kindertagesstätte verfügt, auf zwei Jahre 5,25 Prozent Zinsen pro Jahr. Gleich in der Nähe: eine Großbaustelle für 95 Wohnungen in 5 Häusern. Einschließlich Tiefgaragenstellplätze. Seit letztem November wird gebaut. Auch hier liegt der jährliche Zinssatz bei 5,25 Prozent. Mindestinvestition: 500 Euro.

1,8 Millionen Euro wurden von den Mini-Investoren der Wohnanlage mit Tiefgaragenstellplätzen eingesammelt. Viel Geld. Aber im Verhältnis sehr wenig. Denn den Löwenanteil, 33 Millionen, hat sich die Firma ganz klassisch von der Bank geholt. Das sei typisch für Crowd-Immobilienangebote, sagt Wolf Brandes von der Verbraucherzentrale Hessen. Er nahm für eine Marktwächter-Studie die neue Finanzierungsform unter die Lupe.

"Bei der Bankfinanzierung von Immobilien gibt es Sicherheiten, Grundschulden, und insofern sind die Zinsen da auch relativ gering. Bei der Finanzierung über Crowdinvesting gibt es keine solche Sicherheiten in Form von Grundschulden und die Renditen, die Zinsen, sind entsprechend hoch. Das heißt aber auch, dass das Risiko hoch ist."

Wolf Brandes, Verbraucherzentrale Hessen

Für den Verbraucherexperten steht fest: die Risikohinweise der Crowdinvesting-Informationsblätter sind ernst zu nehmen. Seine Marktwächter-Studie ergab allerdings: bei 10 Prozent der Projekte sind sie nicht vollständig. Die Folgen für den Crowdinvestor: Scheitert die Firma, muss er sich mit seinen Forderungen ganz hinten anstellen. Erst werden aus dem noch vorhandenen Firmenvermögen zum Beispiel die Bankdarlehen bezahlt, erst danach kommt er dran. Das ist der große Unterschied zum Sparkonto: Geht das Geldinstitut pleite, gibt es eine Einlagensicherung, das Ersparte ist sicher. Crowdinvesting ist dagegen riskant.

Nachhaltige Geschäftsmodelle

Ein Pionierprojekt in Sachen Nachhaltigkeit ist die Firma Bonenergie, die im Senegal Haushalte mit Solarenergie versorgt und dabei marktgerechte Erträge mit einem sozialen Zweck verbinden will. In der Nähe von Augsburg werden dafür passgenaue Batteriesysteme entwickelt, um abgelegene Gegenden in Afrika mit Strom zu versorgen. Auf Internetbasis ist bei Störungen eine Fernwartung durch Bonergie möglich. Werden Störungen festgestellt, kommt ein Wartungsteam vor Ort.

Seit 2010 vertreibt Bonergie im Senegal solche Produkte. Neuerdings mithilfe dieser Solarboutiquen. Eine kostet voll ausgestattet 14.000 Euro. Die Investitionen sollen aus den Einnahmen zurückfließen. Die Firma hat mittlerweile 35 Arbeitsplätze geschaffen. Sie möchte sozial orientiert und trotzdem rentabel bleiben. Für die Darlehen beträgt der Zins stolze 7 Prozent, bei einer Laufzeit von 5 Jahren. Ein Wagnis. Bei den Darlehen gehe es aber nicht in erster Linie ums Geld, erklärt Fimenchefin Gabriele Schwarz.

"Wenn man wirklich eine Investition sucht, wo der Profit im Vordergrund steht, ist womöglich eine solche Investition nicht so sehr interessant. Hier sind andere Dinge als Zusatznutzen noch mit im Spiel, die verändern das Leben der Menschen einfach von jetzt auf gleich."

Gebriele Schwarz, Geschäftsführerin bei Bonenergie

Vorsicht angebracht

Prinzipiell muss sich der Schwarminvestor in spe aber klar sein: Das Pleite-Risiko ist real. Im Netz finden sich genügend Beispiele, die schlecht ausgegangen sind. Auch im vergangenen Jahr. Vorsicht ist also angebracht.

"Wenn man sich für Crowdinvesting interessiert, dann sollte man auf jeden Fall die Info sehr gründlich lesen, gründlicher als bei einer anderen Geldanlage. Man sollte außerdem die Warnhinweise durchaus sehr ernst nehmen, und man sollte das Geld auf mehrere Projekte verteilen, damit man das Risiko reduziert. Und: Man sollte ohnehin nur einen kleinen Geldbetrag investieren, quasi nur sein Spielgeld."

Wolf Brandes, Verbraucherzentrale Hessen

Im Klartext: Geld, das man unbedingt für anderes benötigt, sollte man niemals für Schwarm-Investments einsetzen.


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