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Rentnerinnen gnadenlos ausgebeutet Arbeiten für Dumpinglöhne

Viele Rentner haben einen Nebenjob, um die Rente aufzubessern. Aber häufig werden sie mit Löhnen unterhalb des Mindestlohns ausgebeutet.

Von: Petra Stein

Stand: 09.11.2016

Alte Hände öffnen einen Geldbeutel mit wenigen Münzen darin | Bild: picture-alliance/dpa

Sie ist 73 Jahre alt und wird gnadenlos ausgebeutet: Dorothee K. aus Frankfurt. Die Rentnerin möchte unerkannt bleiben. Sie schämt sich dafür, dass sie von ihrer Rente nicht leben kann. Sie geht für eine Gebäudereinigung drei Stunden täglich putzen, vier Mal die Woche:

"Es ist Knochenarbeit. Man hat viel zu tun, muss schleppen, Staubsauger, Wischer, schwere Eimer. Das macht mir ganz schön zu schaffen."

Dorothee K.,73

Viel schlimmer als der Job ist aber die Bezahlung: die Rentnerin schuftet unter dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn. In ihrem Arbeitsvertrag steht, dass sie 8,50 Euro die Stunde bekommt. Doch das stimmt nicht. Die Firma, für die sie arbeitet, wendet einen einfachen Trick an, erzählt sie: "Der Trick ist eben, dass ich viel mehr arbeite. Jeden Tag eine Stunde mehr. Das sind 16 Stunden im Monat mehr. 16 Stunden Mehrarbeit ohne Bezahlung – das finde ich nicht in Ordnung." 

Arbeiten weit unter Mindestlohn

Arbeitende Rentnerin - Symbolbild

Wie Firmen die Not ausnutzen, wissen sie nur zu gut. mehr/wert besucht den Verein Deutsche Rentnergewerkschaft. Bis zu fünf neue Fälle pro Woche landen hier, eine schlimme Entwicklung. Auch Irmgard M. hat eine ganze Reihe Minijobs hinter sich. Auch sie möchte unerkannt bleiben. Denn nur so kann sie über ihre Erfahrungen sprechen:

"Je mehr sie das Geld brauchen, umso mehr Stunden arbeiten sie für wenig oder nichts. Mit 8,50 Euro brauchen sie nicht zu rechnen. 4, 5, 6 Euro, mehr nicht."

 Irmgard M.

Als Spülkraft in einer Großküche verdient sie nur 6 Euro die Stunde, ohne Arbeitsvertrag. Wer sich beschwert, fliegt raus. In einer Druckerei soll sie Prospekten falten für 5 Euro die Stunde. Ihr Arbeitgeber meint: Dafür sei das Essen in der Kantine ja kostenlos. Naturalien statt mehr Bares. Solchen Tricks stehen arme Rentner hilflos gegenüber. Kontrollen der Behörden gibt es so gut wie nicht. Entsprechend fehlen Zahlen über das Ausmaß der Verstöße. 

Fazit:

Behörden müssen die Ausbeutung der Rentner endlich ernst nehmen. Immer mehr sind auf Jobs im Alter angewiesen. Und wer das Geld braucht, der wehrt sich nicht aus Angst, die Arbeit zu verlieren. Selbst wenn sie so mies bezahlt wird. 


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