BR Fernsehen - Lebenslinien


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Lebenslinien - Der Kabarettist begegnet seiner Erkrankung mit Humor Ottfried Fischer und Herr Parkinson

"Keine Angst, ich mache keine Schüttelreime" – der Kabarettist Ottfried Fischer begegnet seiner Parkinson-Erkrankung mit Humor. Schon als Bub auf dem elterlichen Bauernhof im Bayerischen Wald schafft er es mit seiner kecken Art, sich ums tägliche Melken zu drücken. Die außerordentliche Gabe, andere Menschen zum Lachen zu bringen, hilft ihm zeitlebens, schwierige Situationen zu meistern.

Stand: 13.04.2022 | Archiv

Die wenigsten wissen, dass ihm die Rolle des Jungbauern Sir Quickly der BR Kultserie "Irgendwie und Sowieso" auf den Leib geschnitten wurde. Ottfried Fischer wächst in den 1950er-Jahren auf einem Einödhof im Bayerischen Wald auf.

Filminfo

Originalitel: Ottfried Fischer und Herr Parkinson (D, 2022)
Regie: Manuela Roppert
Redaktion: Sonja Hachenberger
Länge: 45 Minuten
VT-UT, 16:9, stereo

Sein Vater wünscht sich eine akademische Laufbahn für den Ältesten und schickt den Bub aufs Internat bei Passau. Dort bemerkt Otti, dass es der Humor ist, mit dem er Erfolg hat. Im ganzen deutschsprachigen Raum bekannt wird er dann mit seinen Paraderollen "Der Bulle von Tölz" und "Pfarrer Braun".

Simone und Ottfried Fischer

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere geht nicht nur seine erste Ehe in die Brüche, er beobachtet auch zunehmend körperliche Veränderungen. 2008 bekennt er sich öffentlich zu seiner Parkinson-Erkrankung. In dieser Zeit tritt auch Simone in sein Leben.

Nicht zuletzt durch die Unterstützung seiner jüngeren Frau hat er die Kraft, sogar dem "Herrn Parkinson", wie er seine Krankheit spöttisch nennt, mit seinem unverwechselbaren Humor zu begegnen.

Lebenslinien-Hintergrund von Autorin Manuela Roppert

Autorin Manuela Roppert

Wie bist du darauf gekommen, einen Film über Ottfried Fischer zu machen?

Ich habe Ottfried bei den Dreharbeiten für die Lebenslinien-Folge „Der perfekte Alkoholiker“ kennengelernt. Ottfried und der trockene Alkoholiker Julius kennen sich seit ihrer Internatszeit in Fürstenzell. Sie haben beide in der Theatergruppe mitgespielt und bei den Dreharbeiten spontan einen Sketsch aus dieser Zeit aufgeführt. Es war mehr als deutlich: Ottfried macht es immer noch wahnsinnig Spaß vor der Kamera zu stehen. Und während eines Gesprächs wurde dann schnell klar: sein besonderer Umgang mit der Krankheit Parkinson bietet ausreichend Stoff für einen interessanten Film.

Welche lustige Anekdote gibt es von den Dreharbeiten?

Wenn man mit einem Kabarettisten dreht, sind die Dreharbeiten eigentlich immer lustig. Deswegen erinnere ich mich vor allem an eine eher ernste, aber für mich sehr beeindruckende Begebenheit:  Wir wollten in Ornatsöd, wo Ottfried zusammen mit seinem Bruder Werner aufwuchs, beide zusammen in einer Bauernstube drehen, in der sie auch als Kinder viel Zeit verbracht hatten. Um in diese Stube zu gelangen, muss man einige Stufen überwinden. Ottfried sitzt wegen "Herrn Parkinson“, aber auch wegen Problemen mit seinen Knien im Rollstuhl. Ich hatte mich mit Werner darüber unterhalten, ob es trotzdem eine Möglichkeit gibt, Ottfried irgendwie in diese Stube zu bringen oder ob wir in einen anderen, aber für die Dreharbeiten nicht so idealen Raum ausweichen sollten. Ottfried machte zunächst einen eher unbeteiligten Eindruck. Doch plötzlich stand er auf und ging langsam und mit sichtlicher Anstrengung, aber unaufhaltsam die Stufen zur Stube hinauf.

Wie geht Ottfried Fischer mit Parkinson um und was fasziniert dich daran?

Ottfried will dieser Krankheit so wenig Raum wie möglich in seinem Leben einräumen. Je mehr die Krankheit fortschreitet, desto schwieriger wird dies natürlich. Aber bis jetzt kann er, auch dank seiner Frau Simone, dem Leben noch viele schöne Momente abtrotzen. Mich fasziniert daran vor allem, dass er immer noch die Energie aufbringt, ständig Witze zu machen und dabei auch vor seiner Krankheit nicht haltmacht. Getreu seinem Motto: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.


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