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Meissener Koppchen Eine europäische Kostbarkeit

Dieses Koppchen und seine Untertasse wurde von der Porzellan-Manufaktur Meissen im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens, um 1720 gefertigt. Es gehört damit zu den frühesten Exemplaren europäischen Porzellans.

Stand: 04.09.2012 | Archiv

Der Goldrand dieser dünnwandigen, henkellosen Trinkschale, auch als 'Koppchen' bezeichnet, ist für die Meissener Manufaktur jener frühen Jahre ganz charakteristisch. Auch der gelbliche Scherben ist typisch für dieses erste europäische Porzellan, das Johann Friedrich Böttger (zusammen mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus) 1708 erfunden hatte: das 'Böttger-Porzellan'.

1710 wird Böttger vom sächsischen Kurfürsten August dem Starken zum Ersten Direktor der in diesem Jahr gegründeten Porzellan-Manufaktur Meissen ernannt. Noch haben seine frühen Objekte den unerwünschten Gelbton und unterscheiden sich darin von ihrem Vorbild, dem reinweißen, chinesischen Porzellan. Und noch sind sie, wie auch dieses Koppchen, ohne Marke.

Das sollte sich aber ändern: die Manufaktur Meissen verkaufte nämlich häufig Ausschussporzellan an so genannte Hausmaler. Manche dieser zunftunabhängigen "Winkel"- oder "Pfuschmaler" dekorierten das unbemalte Rohporzellan aber so meisterlich und verkauften ihrerseits die Stücke so erfolgreich, dass sie den Manufakturen zu Konkurrenten wurden. Eine dieser Goldschmiededynastien war die Augsburger Familie Aufenwerth, in deren Hause wohl auch diese Tasse mit ihrer Untertasse bemalt wurde.

Um sich von den Hausmalerarbeiten abzusetzen und die im eigenen Haus dekorierten Stücke hervorzuheben, führte die Manufaktur Meissen im Jahre 1723 die bis heute berühmte Schwerter-Marke ein. Dieses ungemarkte Koppchen ist also eine Kostbarkeit aus der Frühzeit der Meissener Manufaktur und eine kulturgeschichtliche Rarität.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 7.000 bis 8.000 Euro
  • Datierung: um 1720
  • Herkunft: Meißen
  • Hersteller: Porzellan-Manufaktur Meissen
  • Sendung vom 8. September 2012

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