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Riemerschmid-Schrank Happy End in Leipzig

Dieser noch zu DDR-Zeiten gekaufte Bücherschrank entpuppt sich während der Beratung als Riemerschmid-Möbel. Der berühmte Münchner Architekt und Designer Richard Riemerschmid hatte ihn 1905 entworfen und in den Dresdner Werkstätten fertigen lassen.

Stand: 15.05.2013 | Archiv

Richard Riemerschmid, Sohn eines gut betuchten Münchner Likörfabrikanten, war nicht nur ein berühmter Jugendstilarchitekt – unter anderem hat er 1900/1901 den Innenausbau der Münchner Kammerspiele geschaffen – auch als Designer hat er sich einen großen Namen gemacht. Besteck, Gläser, Krüge, Möbel bis hin zu ganzen Inneneinrichtungen: er hat alles entworfen.

Ähnliche Elemente wie bei diesem Bücherschrank tauchen bereits 1903 bei seiner Inneneinrichtung für das Sächsische Ständehaus in Dresden auf. Zwei Jahre später, 1905, entstand dieser Schrank. Mit seinen geschwungenen Beinen und dem ornamentierten Stangenschloss trägt er typische Merkmale des Jugendstils. Eine Messingmarke an der Seite zeigt ein gespiegeltes 'R' für Richard Riemerschmid. Solche Plaketten waren den handgefertigten Möbel vorbehalten.

Hergestellt wurde dieser Bücherschrank in den 'Dresdner Werkstätten', einem sozialreformerischen Projekt, das 1898 gegründet wurde. 1907 fusionierten die Dresdner mit den 'Münchner Werkstätten'. Auch in diesen 'Deutschen Werkstätten' wurden Möbel teils mit der Hand, teils maschinell hergestellt. Dieser Schrank ist eine Vorform der Maschinenmöbel. Auch sie sollten langlebig, anspruchsvoll im Design und dennoch erschwinglich sein – und wurden so zu Wegbereitern der modernen Form- und Preisgestaltung.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 8.000 bis 12.000 Euro
  • Datierung: 1905
  • Herkunft: München
  • Entwerfer: Richard Riemerschmid
  • Hersteller: Dresdner Werkstätten
  • Sendung vom 18. Mai 2013

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