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"Barcelona Chair" Kommt uns spanisch vor

Dieser Sessel ist eine Kopie unter vielen, die nach 1945 vom so genannten 'Barcelona Chair' gemacht wurden. Das Original hatte der Architekt Mies von der Rohe 1929 für die Weltausstellung in Barcelona entworfen.

Stand: 23.09.2013 | Archiv

Seinen Namen hat er von dem Ort, wo er zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurde: im deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Barcelona, im Jahre 1929. Schon damals erregte der Barcelona-Sessel von Ludwig Mies van der Rohe wegen seines puristischen, modernen Designs großes Aufsehen. Wirklich berühmt wurde er aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Als so genanntes 'Repräsentationsmöbel' schmückte der Sessel die Empfangsräume von Praxen, Versicherungen und Anwaltskanzleien: ein moderner Klassiker mit hohem Imagewert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die Firma Knoll den Barcelona Chair, lizenziert von Mies van der Rohe, in New York und in Deutschland hochwertig weiter produzieren. Allerdings kamen damals auch die ersten Billigkopien auf den Markt.

Dass es sich hier um eine solche handelt, lässt sich an mehreren Merkmalen erkennen: zwar kreuzen sich die Füße, das Erkennungsmerkmal des Barcelona-Sessels. Aber das Kreuz ist verschweißt, nicht verschraubt. Und die Form des Bogens, der in die Sitzfläche übergeht, unterscheidet sich vom Original. Auch ist der Mittelholm, an dem die Gurte für Rücken-, wie für Sitzteil angebracht sind, nicht zweigeteilt, sondern besteht aus einem einzigen Stück, durch das die Gurte locker durchlaufen, statt fixiert zu werden. Das Leder der Sitzpolster ist dünn, glänzend und minderwertig, das Rückenkissen schließt oben nicht mit Lehne ab. Längst ist klar: dies ist nur eine Kopie des berühmten Sessels, einem Highlight des modernen Designs.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 20 Euro
  • Datierung: nach 1945
  • Herkunft: Italien (?)
  • Sendung vom 28. September 2013

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