BR Fernsehen - kinokino


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Komödie Türkisch für Anfänger

Die preisgekrönte TV-Serie "Türkisch für Anfänger" erobert als BR-Koproduktion die Kinoleinwand: Die chaotischen Familien Schneider und Öztürk stranden auf einer Südseeinsel. Gewohnt turbulent stellen sie das Paradies auf den Kopf.

Von: Margret Köhler

Stand: 05.03.2012 | Archiv

"Der Duden hält jetzt mal die Fresse, sonst kommt er ins Altpapier!" Nicht gerade charmant, was der unverfrorene Cem Öztürk (Elyas M`Barek) dem frustrierten, Johanniskrautkapseln futternden Scheidungskind Lena (Josefine Preuß) da so an den Kopf wirft. Die beiden sind unfreiwillige Sitznachbarn im Urlaubsflieger nach Südostasien. Doch das Flugzeug muss notwassern, und Macho Cem, seine streng religiöse Yagmur (Pegah Ferydoni), Lena und der stotternde Grieche Costa finden sich auf einer einsamen Insel wieder.

Vier Teens auf einer einsamen Insel

Im Schlauchboot gehts an Land und hinein ins Chaos.

Dort muss das Quartett auf Gedeih und Verderb zusammenstehen. Während Lena erst einmal die verbale Keule rausholt und sich nur widerwillig den anderen anschließt, beginnt ein Abenteuer unter Palmen, das es in sich hat. Gemeinsam schlägt sich die Gruppe durch die gefährliche Wildnis, fällt in die Hände von "Kannibalen", die unter der Leitung der weißen Aussteigerin Uschi (Katja Riemann) dann doch nur brav Wild im Kochtopf schmoren.

Cem bringt die Damen zum Schweigen - sie sind auf Kannibalen gestoßen.

Dass sich Männlein und Weiblein näher kommen, ist kein Wunder, und wenn Cem und Jung-Feministin Lena bei einer "Friedenspfeife" ihren Geschlechterkampf aussetzen, liegt Romantik über der Insel. Weit entfernt turtelt Lenas "Forever-Young"-Mama  (vom Surflehrer-Gigolo enttäuscht) mit dem schüchternen türkischen Witwer im luxuriösen Ferienressort. Sie halten Funkkontakt mit der Brut. Es dauert allerdings noch ein paar lange Küsse, bis die Eltern ihre Kids in die Arme schließen können.

Die Geschichte einer Multikultifamilie neu erzählt

Filminfo

Originaltitel: Türkisch für Anfänger (D, 2012)
Regie: Bora Dagtekin
Darsteller: Josefine Preuß, Elyas M'Barek, Anna Stieblich
Länge: 101 Min.
FSK: ab 12 Jahre
Kinostart: 15. März 2012

Nach der Devise "Never change a winning Team" drehte Bora Dagtekin, Drehbuchautor der ARD-Erfolgsserie "Türkisch für Anfänger", die bissig-abgedrehte Kinoadaption seines Fernseherfolgs. In der BR-Koproduktion erzählt er die Entstehungsgeschichte von Schneiders und Öztürks als chaotische Multi-Kulti-Family neu. Die Publikumslieblinge wie Joefine Preuß als kratzbürstige Lena, Macho-Cem-Darsteller Elyas M`Barek, Pegah Ferydoni als keusche Yagmur sowie Anna Stieblich als Lenas Mutter und Alt-68erin und der zurückhaltende "Metin" Adnan Maral als Cems Vater toben sich unfreiwillig im Tropenparadies aus.

Witzig-böse Mischung aus Family Entertainment und Teenage-Comedy

Anna Stieblich als Lenas Mutter und Alt-68erin und der zurückhaltende "Metin" Adnan Maral als Cems Vater bändeln im Urlaub an.

Das Regiedebüt bearbeitet auf ganz besondere Art das Thema Integration und serviert eine witzig-böse Mischung aus Family Entertainment und Teenage-Comedy mit frechen und pointenreichen Dialogen, die auch mal unter der Gürtellinie landen. Unterm Palmenhimmel jagt Dagtekin den Rest an politischer Korrektness zum Teufel, zieht Emanzipationsgedanken, Männlichkeitswahn und übertriebene Religiosität durch den Kakao. Lustvoll pflegt der Regisseur jedes Klischee und jedes Vorurteil über Türken und Deutsche, sodass jeder Integrationsbeauftragte an seiner Aufgabe zweifeln und jeder Gutmensch sich mit Grauen wenden würde.

Die abgedrehten Charaktere beim poppig-frechen Culture-Clash fallen erst einmal auf die Nase und hauen sich dann auf dieselbige, bis sie sich in ihrer Unterschiedlichkeit akzeptieren. Nicht nur junge Fans der TV-Serie sollten sich bei dieser BR-Koproduktion amüsieren.


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