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Komödie Eine ganz heiße Nummer

Waltraud, Maria und Lena stehen vor der Schließung ihres Lebensmittelladens. Um ihre Geldsorgen los zu werden, rufen sie eine Sexhotline ins Leben. Regisseur Markus Goller inszeniert einen frivolen, hintersinnigen Schwank mit handfestem Humor und viel Herz.

Von: Gebhard Hölzl

Stand: 14.10.2011 | Archiv

Um die Dorfgemeinde Marienzell im Bayerischen Wald ist es wirtschaftlich seit der Schließung der Glashütte schlecht bestellt. Auch der kleine Lebensmittelladen von Waltraud (Gisela Schneeberger), Maria (Bettina Mittendorfer) und Lena (Rosalie Thomass) steht kurz vor dem Aus. Die Kundschaft zieht es zu Aldi, und ihr Kredit läuft in vier Wochen ab. Ein schmutziger Anruf – der notgeile Herr ist falsch verbunden – bringt die Damen auf die rettende Idee: eine Sexhotline! Per Flugblatt wird geworben. Slogan: "Das Allerbeste aus unserer Heimat. Bayerisch, rustikal, direkt... von Maja, Sarah und Lolita."

Kein Schenkelklopferhumor

Noch ein letztes Gebet an den Herrn, und dann startet die Hotline.

Wer hinter "Eine ganz heiße Nummer" bajuwarischen Schenkelklopferhumor erwartet, sieht sich getäuscht. Den lebensnahen Regionalkomödien Marcus H. Rosenmüllers und dem verqueren Wortwitz Karl Valentins ist Markus Gollers ("Friendship") kluger Spaß vielmehr verpflichtet. Das Drehbuch hat Andrea Sixt ("Workaholic") nach ihrem eigenen Roman verfasst, die Figuren atmen Leben und das Lokalkolorit stimmt. Die Idylle trügt, hinter den Fassaden brodelt es, keinesfalls darf man sich von den heimeligen, weiß-blauen Pastoral-Bildern Ueli Steigers sowie dem betont unschuldigen, weil ironischen Soundtrack von Peter Horn, Andrej Melita und Martin Probst täuschen lassen.

Monika Grubers Leinwanddebüt

Filminfo

Originalitel: Eine ganz heiße Nummer (D, 2011)
Regie: Markus Goller
Darsteller: Gisela Schneeberger, Bettina Mittendorfer, Rosalie Thomass, Monika Gruber, Sigi Zimmerschied
Länge: 95 Min.
FSK: ab 12 Jahre
Kinostart: 27. Oktober 2011

Die intrigante Bürgermeistergattin – die beliebte Kabarettistin Monika Gruber gibt ihr Leinwanddebüt – beschwört einen Skandal herauf, "triebige" Wirtshaushocker und scheinheilige Ehrenmänner träumen von ausserehelichen Aktivitäten, und selbst den frommen Herrn Pfarrer (gewohnt souverän: Sigi Zimmerschied) – "Gott sieht alles!" – juckt's unterm Talar, derweilen seinem Hund Keuschheit ohnehin fremd ist. Und die Geschäftsfrauen? Die bilden sich weiter. Sie lesen "Die Geschichte der O.", betreiben in einem Regensburger Sexshop einschlägige Studien und wissen gleichzeitig ganz genau wie weit sie gehen wollen: "Anbisln", entrüstet sich die Waltraut, "lass i mi ned. Und wenns der Richard Gere wär...".

Moderner, gut besetzter Heimatfilm

Kommt der Bürgermeistersohn den drei Damen auf die Schliche?

Groß spielen die drei Hauptdarstellerinnen auf. Polt-Partnerin Schneeberger sauselt und schreit, Mittendorfer kämpft mit Sein und Schein, und Thomass gibt nach außen die Sexbombe – und ist innerlich die keuscheste des Trios. Ruhig und ohne Hektik entfaltet Goller seinen Plot, lässt Tradition und Moderne mit Wucht aufeinander prallen. Von einer Männerwelt erzählt er, in der doch die Frauen die Zügel fest in der Hand halten. Ein moderner Heimatfilm, hintersinnig und vergnüglich, frivol, forsch und frech. Ein fideler Frauenfilm, ein Heimatschwank, der lustvoll mit den sattsam bekannten Versatzstücken des Bauerntheaters spielt, genauer gesagt diese ad absurdum führt.


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