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Russland Orthodoxe Einpeitscher

Im März 2018 wird gewählt: höchstwahrscheinlich wird sich Präsident Putin im Amt bestätigen lassen. Der Kreml strebt angeblich einen klaren Sieg an: 70 Prozent. Deswegen wird die Propagandamaschine noch einmal ausgebaut: Orthodoxe Hetzer schimpfen auf den Westen und lobpreisen den Kremlchef.

Von: Christoph Wanner

Stand: 28.05.2017 | Archiv

Konstantin Duschenow im Fernsehstudio | Bild: BR

Putins orthodoxer Einpeitscher Konstantin Duschenow bringt Gläubige auf Linie: Der 57-Jährige ist Chef der kreml- und kirchennahen privaten Nachrichtenseite "Rus Prawoslawnaija", auf Deutsch "Reich des rechten Glaubens".
Duschenows Videoblog "Wenn morgen Krieg herrscht": Der ehemalige Marinesoldat analysiert das internationale militärische Kräfteverhältnis. Duschenow würzt seine Sendungen mit nationalistischer Kremlpropaganda und oft aggressiver antiwestlicher Rhetorik:

"Putin verhält sich gegenüber dem Westen ruhig und hart zugleich. Die einzige Sprache, die ihr versteht, ist die Sprache der Gewalt. Nur wenn man euch den Knüppel zeigt, hört ihr auf euch einzumischen. Eure Ratschläge, idiotischen europäischen Werten, eure Menschenrechte - alles Quatsch und Unsinn."

Konstantin Duschenow, Rus Prawoslawnaija

Konstantin Duschenow

Im Zentrum von Moskau liegt das Studio von "Rus Prawoslawnaija". In seinem Videoblog nimmt sich der orthodoxe Kremlpropagandist auch Deutschland vor. Die Bundeswehr sei ein schwacher, schlecht ausgerüsteter Haufen, der russischen Armee in keiner Weise gewachsen:

"Eure Armee wird von einer Frau befehligt, von einer Gynäkologin. Eine Frau kommandiert eure Männer. Kann mir einer sagen, was eine Gynäkologin vom Kriegshandwerk versteht?"

Konstantin Duschenow, Rus Prawoslawnaija

Nationalist Duschenow musste wegen Volksverhetzung 2010 für drei Jahre hinter Gitter. Er war damals noch Putin-Gegner; der Kremlchef war ihm nicht rechts genug. Mit der Annexion der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim kommt Duschenows Sinneswandel. Er wird zum Putin-Fan und orthodoxen Kremlpropagandisten. Nach eigenen Angaben hatte seine Nachrichtenseite "Rus Prawoslawnaija" zwischen dem 3. April und 2. Mai dieses Jahres mehr als 14 Millionen Besucher. Duschenow sagt, die Klickzahlen würden stetig steigen:

"Das Thema Militär interessiert die Leute sehr. Ein bedeutender Teil der Bevölkerung denkt, dass der Westen Russland traditionell feindlich gegenübersteht. Auch ich denke so. Und wenn ihr uns vernichten könntet, würdet ihr das tun. Ihr könnt es nur nicht."

Konstantin Duschenow, Rus Prawoslawnaija

Konstantin Duschenow

Duschenows Radikalität, seine religiös-militärischen Analysen finden in vielen Gesellschaftsschichten Anklang. Der Einpeitscher trifft den Zeitgeist: nationalistisch, imperialistisch, chauvinistisch.

"Er gefällt mir als Experte, der die Veränderungen in unserer Armee skizziert und die geopolitische Lage in der Welt erklärt. Ich halte ihn für kompetent."

Meinung über Duschenow

"Gehirnwäsche bedeutet, dass dir jemand seine Meinung aufzwingt. Das tut Konstantin Jurewitsch nicht. Er bietet seine Sichtweise an und drängt sie dir nicht auf."

Meinung über Duschenow

Alexi Uspenskij

Duschenow liegt mit seinem Nationalismus auch auf einer Linie mit vielen orthodoxen Geistlichen. Und offenbar trifft er auch den Geschmack vieler wichtiger Entscheidungsträger, kirchlich und säkular:

"Seine Tätigkeit kollidiert nicht mit der Tätigkeit und der Meinung unserer Regierung und der Führung unserer Kirche. Sein Programm 'Wenn morgen Krieg herrscht' beschäftigt sich stark mit der militärischen Entwicklung unseres Landes. Und da ist er ein Profi."

Alexi Uspenskij, orthodoxer Priester

Wladimir Wigilianskij

Die Führung der orthodoxen Kirche lässt Duschenow also wohl gerne gewähren. Direkt zugeben will der Chef der Informationskommission des Moskauer Bistums die Nähe zu Einpeitscher Duschenow jedoch nicht. Die Existenz der Propagandaseite "Rus Prawoslawnaija" rechtfertigt er mit Meinungsfreiheit:

"Weder Patriarch Alexeij, noch Patriarch Kirill haben von mir jemals verlangt, ich solle Druck auf orthodoxe Seiten oder Zeitungen ausüben. Niemand sagt: 'Ruf an oder geh hin und stelle klar, dass gewisse Dinge nicht gesagt werden dürfen.' So etwas gibt es bei uns nicht."

Wladimir Wigilianskij, Informationskommission der Moskauer Eparchie

Duschenows "Reich des rechten Glaubens" hat dieses Jahr nach eigenen Angaben bereits mehr als 63 Millionen Klicks – eine beträchtliche Zahl. Die hohe Breitenwirkung des orthodoxen Kremlpropagandisten dürfte bei Putin für Zufriedenheit sorgen. Schließlich sind in knapp einem Jahr Präsidentschaftswahlen.


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