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Griechenland Sauberer Strom für die Insel Tilos

Nicht viele Menschen kennen diese kleine griechische Insel in der Ägäis. Doch was auf Tilos passiert, verdient große Aufmerksamkeit: Seit gut fünf Jahren arbeiten die ungefähr 800 Einwohner daran, dass ihre Heimat "grünen Strom" kriegt.

Von: Ellen Trapp

Stand: 15.10.2017 | Archiv

Die Insel Tilos | Bild: BR

Spiros Aliferis

Tilos will sich in Kürze selbst versorgen können mit Wind- und Sonnenenergie. Beides steht in Griechenland kostenlos und in großen Mengen zur Verfügung, weiß Spiros Aliferis, der in der Gemeinde für die Energierevolution verantwortlich ist:

"Wir haben eine Studie gemacht, um zu sehen, was und wie viel wir brauchen. Wir bauten die Solaranlage und die Windturbinen. Die sind nötig, inklusive der Batterien. Damit decken wir alle Bedürfnisse. Das ist alles. Mit diesem 'kleinen' Projekt können wir uns alle versorgen."

Spiros Aliferis

Maria Kamma

Mit der Universität Piräus erstellten sie Studien. Dann haben sie sich für Förderprogramme beworben, keine Chance ausgelassen. Die Bewohner der Insel waren aktiv an diesem Prozess beteiligt, erzählt die Bürgermeisterin, denn Protest gegen die "Verspargelung" der Landschaft gibt es auch in Griechenland. Doch auf Tilos blieb er aus, ebenso die Hilfe von Seiten des Staates.

"Als Griechenland, also Tilos, das Förderprogramm gewann, war der Staat nicht bereit diese Subventionen und dieses Projekt anzunehmen. Dementsprechend mussten wir den Staat zwingen, notwendige Gesetze zu formulieren. Bis heute sind noch nicht alle Rechtsfragen geklärt worden."

Maria Kamma, Bürgermeisterin auf Tilos

Maria Kamma gibt nicht auf. Die Menschen hier haben nicht viel Geld, deswegen sind niedrige Energiekosten gleich ein großer Gewinn. Derzeit wird Tilos noch von den Nachbarinseln versorgt, mit Hilfe eines Unterwasserkabels. Die Griechen hängen am Öl oder an der Braunkohle. Kamma aber will spätestens 2020 energieunabhängig sein:

"Wir reden nicht von Industrialisierung des Projektes. Wir haben also nicht den Plan,  die Insel zu verschandeln. Wir wollen mildes Wachstum für diese Art von Energie. Fazit: Jede Insel kann diese Energiequellen nutzen, um sich selbst zu versorgen und sich so von den umweltschädlichen Energiequellen zu befreien."

Maria Kamma, Bürgermeisterin auf Tilos

George Papaconstantinou

Den Energiesektor zu reformieren – ein Mammutprojekt, weiß einer, der es versucht hat. Fast unmöglich, denn das bedeute Stellenstreichungen und die finden keinerlei Unterstützung weder von Parlamentariern noch in der Bevölkerung, erinnert sich der ehemaliger Energieminister:

"Manche sehen den Nutzen der Energiewende und wollen sie vorantreiben. Andere sehen nur, dass sie ganze Familien von hohen Gehältern dieses bestimmten Unternehmens ernähren können. Auch in der Führungsebene denkt man so. Sie sehen nicht den nächsten Schritt und reden die Kosten klein und die Umweltschäden. Um ehrlich zu sein, gab es in den Gegenden des Braunkohleabbaus einen Pakt mit dem Teufel."

George Papaconstantinou, ehemaliger Energieminister

Vasiliki Tassiou

Vasiliki Tassiou ist genau das leid. Sie betreibt auf Tilos einen Friseursalon und muss haushalten. Ihren Umsatz macht sie im Sommer. Energiesicherheit und niedrige Kosten sind für sie überlebenswichtig, doch beides gab es in den vergangenen Jahren auf der Insel nicht.

"Wir hatten schon etliche Schäden. Einmal musste ich innerhalb von zwei Monaten alle Föhne und andere Geräte austauschen, das war teuer. Ich musste wegen dieser Stromausfälle in einem Sommer den Umsatz, den ich gemacht habe, in neue Geräte investieren."

Vasiliki Tassiou

Spiros Aliferis kennt diese Sorgen – der Grund: Den Strom beziehen sie hier von den Nachbarinseln Nissiros und Kos. Er kommt über ein Unterwasserkabel: alles veraltet, teuer, unsicher und schmutzig, klagt er. Und diese Art der Stromversorgung hat den Einheimischen hier schon viele schlaflose Nächte beschert. Damit müsse Schluss sein:

"Bei schlechtem Wetter, einem Schiff, das seinen Anker fallen lässt, einem vorbeifahrenden Elektroboot kann das Kabel beschädigt werden und dann fällt der Strom ewig aus auf der Insel. Es ist ein großes Netzwerk von Kos nach Nissiros und Tilos. Insofern wenn es zum Ausfall kommt, bedarf es viel Zeit, um festzustellen, wo der Schaden ist und ihn zu reparieren. So vergehen viele Stunden, in denen die Insel ohne Strom bleibt."

Spiros Aliferis

Wenn alles so läuft, wie er es sich denkt, kann Tilos sich in Kürze nicht nur selbst versorgen, sondern auch noch Strom abgeben. Daran wird gerade unter Hochdruck gearbeitet. Nicht nur Spiros, alle auf der Insel fragen sich, warum andere es Tilos nicht gleich tun?

Wenn die Vision, der Wille, die Überzeugung da ist, kann man das schaffen. Wir haben es bewiesen, trotz riesiger Schwierigkeiten die wir hatten.

Die Menschen auf Tilos, sie sind kämpferisch. Sie wollen saubere und billigere Energie haben und das nächste Ziel der Bürgermeisterin: das große E! Elektro-Autos oder Elektro-Roller. Denn hier auf Tilos gibt es keine Probleme, nur Herausforderungen, die gemeinsam gemeistert werden.


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