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Griechenland Zwei Schüler, eine Lehrerin

Eine griechische Insel, weit abgelegen in der südwestlichen Ägäis, nahe zur Türkei. 30 Menschen leben hier, Selbstversorger: Fischer, Schafzüchter. Das Leben hier ist hart. Das gilt auch, wenn es um Bildung geht.

Von: Christian Limpert

Stand: 14.05.2017 | Archiv

Lehrerin wartet auf die Schüler | Bild: BR

Zwei schulpflichtige Kinder leben auf der Insel. Damit auch die zumindest in den Genuss einer Grundschule kommen, unterhält Griechenland Inselschulen. Die kleinste steht auf Arki. Christos und Panagiotis sind Brüder und haben den gleichen Schulweg. 30 Minuten Fußmarsch quer über die Insel diesen Weg entlang, bis zu dieser Grundschule. Hier wartet Silia, die Lehrerin, auf die beiden, ihre einzigen Schüler.

Die erste Schulstunde: Griechisch! Schreiben, Grammatik, Zeichensetzung. Vor allem für Christos ist das wichtig, er ist sieben Jahre alt und besucht die zweite Klasse. Sein Bruder Panagiotis sollte eigentlich aufs Gymnasium gehen, doch das gibt es nicht auf Arki.

"Ich habe zwar keine Klassenkameraden hier, aber ich habe ja Geschwister. Daheim spiele ich mit ihnen, und mein kleiner Bruder ist hier mit mir in der Schule. Mit ihm kann ich hier spielen, schaukeln oder rutschen."

Panagiotis Kampsos, Schüler, 12 Jahre

Die Große Pause dauert 20 Minuten, ungefähr. Einen Schulgong gibt es nicht. Jetzt sollten die Kinder bei Mannschaftssport wie Basketball eigentlich lernen, im Team zu spielen, sagt Silia. Doch das sei schwierig, wenn man nicht mal Gruppen bilden könne.

"Ich sehe, dass sie Spaß haben. Und dennoch bin ich traurig, denn ich weiß, wie gut es ihnen gehen würde in einer Schule mit mehreren Mitschülern. Ich habe nun mal den Vergleich mit den anderen Schulen und sie eben nicht."

Silia Dimitrikopoulou

Silia Dimitrikopoulou

Am Nachmittag Sprechstunde daheim bei Eltern und Großeltern der Schüler, einfache Schafzüchter. Panagiotis sollte jetzt endlich aufs Gymnasium gehen, erklärt Selia. Und dafür müsse man ihn auf die Nachbarinsel Patmos schicken.

"Es ist einfach wichtig, ein gebildetes Kind zu haben, ganz egal, was er mal arbeiten wird!"

Silia Dimitrikopoulou

"Wer wird denn das Kind bis nach Patmos bringen? Wir bräuchten ja ein Schiff, das täglich fährt. Und der Bürgermeister sagt, das geht nicht. Was soll der Junge denn dann auf Patmos machen, auf fremdem Boden?"

Michalis Kampossos, Schäfer

Am Abend in der Schule, gleichzeitig auch Silias Wohnung: Die junge Lehrerin kommt eigentlich aus Athen. Für ein Jahr ist sie auf Arki – Inseldienst ist Pflicht in Griechenland. Die Menschen seien herzlich, sagt Silia, das Leben kompliziert. Telefonisch bestellt sie das, was sie zum Leben braucht. Geschäfte gibt es nicht und nur vier Mal die Woche kommt ein Schiff.

"Es fühlt sich an, als ob ich in einem parallelen Griechenland lebe, das in den Städten völlig vergessen ist. Dort hat man keine Ahnung, wie die Menschen in den abgelegenen Gebieten leben."

Silia Dimitrikopoulou, Insellehrerin

Schulausflug zum Thema Heimatkunde. Wenn ihre Schüler schon nicht wegkommen von der Insel, dann sollen sie sie wenigstens erklären können, findet Silia. Im Sommer ist Arki beliebt bei Tagestouristen. Und manchmal lernt auch die Lehrerin von ihren Schülern: Fische fangen zum Beispiel.
Der Job hier sei ein Privileg, findet die Silia. Dennoch: in zwei Jahren wird die Inselschule geschlossen, wenn Christos die vierte Klasse beendet hat. Jüngere Kinder als ihn gibt es nicht auf Arki.


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