BR Fernsehen - Dokumentarfilm


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WHISTLEBLOWER Töte zuerst - Der israelische Geheimdienst

Der Schin Bet ist der Inlandsgeheimdienst Israels. Erstmals treten in dem Dokumentarfilm alle sechs ehemaligen Schin-Bet-Chefs vor die Kamera und berichten, wie sie den Sicherheitsapparat nach dem Sechstagekrieg aufbauten und zu einem der effektivsten Überwachungssysteme der Welt machten.

Stand: 10.03.2016

Von links: Avraham Shalom, Ami Ayalon, Yaakov Peri, Yuval Diskin, Avi Dichter, Carmi Gillion. | Bild: © NDR/Dror Moreh.

Der Schin Bet, der Inlandsgeheimdienst Israels, ist zuständig für die innere Sicherheit des Landes und der seit 1967 besetzten Gebiete, also des Westjordanlandes und von Gaza. Die Identität der Schin-Bet-Mitarbeiter ist geheim - das Motto des Dienstes: die unsichtbaren Verteidiger.

Filminfo

Originaltitel: The Gatekeepers (USA, 2012)
Regie: Dror Moreh
Länge: 101 Minuten
16:9, stereo, VT-UT

Erstmals treten in dem Dokumentarfilm, der international auch unter seinem Titel "The Gatekeepers" auf Festivals gezeigt wurde, alle sechs noch lebenden ehemaligen Schin-Bet-Chefs vor die Kamera und berichten offen und zum Teil auch selbstkritisch über ihre Arbeit: über Erfolge und Niederlagen; darüber, wie sie den Sicherheitsapparat nach dem Sechstagekrieg aufbauten und zu einem der effektivsten und besten Überwachungssysteme der Welt machten.

Sie sprechen über gezielte Tötungen von Palästinenserführern, über Bombenabwürfe auf Gaza, aber auch über den Terror ultraorthodoxer Juden, die den Tempelberg sprengen wollten. "Wenn einer kommt, Dich zu töten, dann steh auf und töte ihn zuerst", so das Motto.

Yuval Diskin

Sie berichten über Zweifel an der politischen Führung Israels, darüber, dass ihrer Meinung nach Regierung nach Regierung ziellos und ohne klare Strategie agierte. Niemals erzählten sie so offen und unverblümt. Ihr kritisches Fazit: Israels Zukunft ist düster, Jerusalem gewinne zwar jede Schlacht, verliere aber den Krieg.

Als der Dokumentarfilm von Dror Moreh in israelischen Kinos zu sehen war, überraschte er sein Publikum mit der Erkenntnis, dass auch aus dem Zentrum der Macht harsche Kritik an der israelischen Politik laut wird, wie sie sonst nur von der linken Opposition kommt. "

"Diese Kritik an der israelischen Politik können die Leute nicht mehr ignorieren. Diese Worte kommen nicht von Amos Oz oder David Grossman, auf die die Konservativen eh nicht hören. Man mag diese Männer verehren oder verabscheuen - doch sie wissen auf jeden Fall mehr als jeder andere im Staat Israel, was wirklich vorgeht. Sie sind Pragmatiker und sie lieben ihr Land."

(Regisseur Dror Moreh)

Moreh, selbst ehemaliger Soldat, beschäftigt sich schon lange in seinen Filmen mit israelischer Politik. In "Töte zuerst!" kommen unter anderem die ehemaligen Schin-Bet-Chefs Ami Ayalon, Avraham Shalom, Carmi Gillon, Yaakov Peri, Avi Dichter sowie der bis 2011 amtierende Chef Yuval Diskin zu Wort.

Regisseur Dror Moreh

Diskin erklärte in einem weiteren Interview mit Moreh, warum er für den Film vor die Kamera ging: Die gegenwärtige israelische Regierung sei ängstlich, sprunghaft und entscheidungsscheu. "In Israel herrscht eine Führungskrise. Unter Missachtung sämtlicher Werte werde die Öffentlichkeit verachtet", das habe er aus nächster Nähe erlebt.

Dror Morehs Dokumentarfilm wurde von der National Society der US-Filmkritiker mit dem Preis als bester Dokumentarfilm des Jahres ausgezeichnet und war 2013 für einen Oscar nominiert.


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