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TV-Ungarn Ostereier verzieren wie Oma und Opa

Mädchen und junge Frauen versammeln sich im Kulturhaus in Algyő, um eine uralte Tradition fortleben zu lassen: das kunstvolle Verzieren von Eiern.

Von: Zsuzsa Sári

Stand: 15.03.2015 | Archiv

Verzierte Ostereier | Bild: BR

Das Wissen wird von der Kunsthandwerkerin Nóra Bereczné Lázár weitergegeben, die vor einigen Jahren mit viel Energie und Aufwand die Kniffe, die Motive und die Symbole des Eierbeschreibens studiert hat.

Nóra Bereczné Lázár

Nachdem ihr das Verzieren von Eiern viel fachliche Anerkennung und zahlreiche Preise eingebracht hatte, entschloss sie sich, ihr Wissen und ihre Erfahrungen an interessierte Jugendliche weiterzugeben.

"Das Gravieren erfolgt mit völlig anderen Motiven als das Beschreiben. Archaischer, traditioneller ist das Verfahren des Wachsbeschreibens. Mit ganz anderen Motiven wird graviert. Früher einmal waren es nur die Männer, die gravierten, Schaf- und Pferdehirten, die Zeit hatten, während sie die Tiere in der Puszta beaufsichtigten. Zuerst wird das Hühnerei bemalt, und wie der Name schon sagt, wird dann das Muster, also der bemalte Teil, wieder bis zur Oberfläche herausgraviert."

Nóra Bereczné Lázár

Die Eierwerkstatt in Algyő gibt es seit vier Jahren. An den damals erlernten einfachen Techniken und Handgriffen wurde so lange gefeilt, bis die Mädchen und Frauen vor Kurzem bei einem nationalen Wettbewerb den ersten Platz belegten und eine ministerielle Auszeichnung erhielten.

"Wir probieren aus, was möglich ist. Für mich ist es sehr wichtig, vor Ort zu sein, zu den Leuten zu gehen, die uns noch etwas berichten können. Es ist wichtig, dass diese jungen Menschen die alten Frauen und Männer treffen und in spielerischer Weise die kleinen Details der ethnografischen Sammelarbeit lernen. Hier erlernen wir den Motivschatz aus Moldawien und aus der Gegend des Gyimes."

Nóra Bereczné Lázár, Volkskunstjuniorenmeisterin

"Nóri erzählt uns sehr viel über die Traditionen, welche Geschichte hinter den Mustern steckt und woher die Motive kommen."

Petra Balázs, Mitglied der Eierwerkstatt von Algyő

Izabella Nacsa

Die Geschichte der blauen Ostereier hat es Izabella besonders angetan.

"Mädchen haben solche Eier den Burschen gegeben, wenn die ihnen den Hof machten, die Mädchen aber nichts von ihnen wissen wollten. Es war das Symbol der Abweisung."

Izabella Nacsa, Mitglied der Eierwerkstatt von Algyő

"Mir gefällt diese Werkstatt deshalb so gut, weil die Mädchen aus ganz verschiedenen Gründen hierher kommen. Manche sind interessiert, weil sie eine Kunstschule besuchen. Andere kommen, weil sie in ihrem Dorf die Traditionen erhalten wollen."

Edit Bodnár, Mitglied der Eierwerkstatt von Algyő

"Wenn wir das nicht machen und Nóri uns nicht weiter unterrichtet, stirbt diese Tradition irgendwann aus."

Kata Pigniczki, Mitglied der Eierwerkstatt von Algyő

"Ich glaube daran, dass diese Traditionen gerettet werden können. Die Frage ist nur wie? Es ist nicht dasselbe, ob ein archiviertes Stück irgendwo in einem Museumsregal verstaubt, oder ob wir es schaffen, es in unser wirkliches Leben zu retten. Mittlerweile habe ich schon geschriebene Motive auf Trachtenaccessoires, Taschen und Schmuck gesehen. Und dazu motiviere ich auch die Mädchen."

Nóra Bereczné Lázár, Volkskunstjuniorenmeisterin

"Tradition heißt nicht, die Asche aufzubewahren, sondern die Glut weiterzutragen." Dieser Satz, den Tamás Morus vor mehreren hundert Jahren niederschrieb, hat für die engagierten, begeisterten Jugendlichen in der Eierwerkstatt von Algyő ganz besondere Gültigkeit.


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