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TV-Ungarn Fortschritte bei künstlicher Befruchtung

Sieben Jahre lang haben ihre Eltern auf die jetzt vier Monate alten Szekeres-Zwillinge, Noel und Szonja, gewartet. Nach drei so genannten Inseminationen und drei Retortenbaby-Programmen kamen sie gesund zur Welt.

Von: Mónika Kiss

Stand: 17.01.2016 | Archiv

Die Zwillinge Noel und Szonja | Bild: BR

Szilvia Szekeresné Ábrahám

Sie spiegeln die derzeitige Situation wider: Jedes dritte Retortenprogramm endet mit einer Schwangerschaft. Heute werden in Ungarn in 13 Städten jährlich rund 6000 Retortenbaby-Behandlungen durchgeführt.

Hier sind wir im Forschungszentrum in Pécs. In dieser Stadt wurde das erste erfolgreiche Retortenbaby-Programm in Ungarn durchgeführt. Auch jetzt erhielten die Wissenschaftler europäische Anerkennung für ihre Forschungsarbeit, deren Ziel es ist, den lebensfähigsten Embryo zu finden, und zwar, indem nicht der Embryo, sondern die ihn umgebende Flüssigkeit untersucht wird.

"Der Embryo steht während der vier, fünf Tage, die er in der Flüssigkeit verbringt, mit dieser Flüssigkeit in regem Stoffwechsel. Er spaltet eines von den Eiweißen in dieser umgebenden Flüssigkeit, und wenn er es stark spaltet, dann besteht wenig Aussicht, dass daraus Leben wird. Wenn er es kaum spaltet, stehen die Chancen besser. Wir möchten gerne mit einem Industriepartner aus diesem im Übrigen äußerst komplizierten Vorgang ein chip-technologisches Produkt herstellen, das auch im realen, praktischen Umfeld der Geburtshilfe verwendet werden kann. Heute können wir nämlich nur sagen, so erfreulich diese Neuheit auch für uns Forscher ist: in dieser Form ist das Verfahren für die Geburtshilfe unbrauchbar. Es ist zu langsam, zu kompliziert und erfordert zu viel Fachwissen. Es müsste wieder so weit vereinfacht werden, dass es auch von einem dort arbeitenden Fachmann durchgeführt werden kann."

Prof. Dr. Kovács L. Gábor, Leiter des Szentágothai János Forschungszentrums, Pécs

Prof. Dr. Kovács L. Gábor

Laut dem Rektor der Universität Pécs, der auch der Leiter des Zentrums für Infertilität ist, sind die Ergebnisse ermutigend.

"Ich bin zuversichtlich, dass wir in eineinhalb bis zwei Jahren soweit sind, dass der Test stattfinden kann. Und dann kommen die Arbeiten, die die Sache zu einer echten klinischen Methode machen, weil der Erfolg erwiesen sein wird. Wir warten sehr darauf, dass dieser Chip und dieser Test einmal in die Retortenbaby-Labors kommt. Denn dann ist wirklich realistisch, dass aus der 35-prozentigen Erfolgsquote bei den Ergebnissen eine 50-prozentige wird, was schon ganz hervorragend ist."

Dr. Bódis József, Rektor der Universität Pécs

In Ungarn kostet eine Retortenbaby-Behandlung knapp 2300 Euro. Die Gesundheitsversicherung finanziert hier mehrere Behandlungen.

"Die Versicherung fördert derzeit fünf Behandlungszyklen, also die Kosten für die gesamte Behandlung; bei den Medikamenten hingegen gibt es eine ansehnliche Unterstützung zwischen 25 und 75 Prozent."

Dr. János Zádori, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kaáli Institut

In Ungarn werden zum Selbstkostenpreis auch Patientinnen aus dem Ausland behandelt, da in den übrigen Ländern der EU die Sozialversicherung nur die Kosten für eine oder zwei Behandlungen übernimmt. Bleibt eine Behandlung ohne Erfolg, können es die Paare nach drei bis sechs Monaten neuerlich versuchen.

"Ich kann nur raten, es mit einer positiven Einstellung anzugehen! Es ist nicht immer einfach, manchmal ist man ganz oben, dann wieder unten. Aber uns war klar, dass es irgendwann gelingen wird. Irgendwann, irgendwann! Und es ist gelungen!"

Szilvia Szekeresné Ábrahám


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