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RAI-Triest Das Künstlerdorf Malborghetto

Im Herzen des Kanaltals, nur wenige Kilometer von der Grenze zwischen Österreich und Slowenien liegt Malborghetto. Unter den vielen Sehenswürdigkeiten dieses kleinen Ortes gibt es etwas wirklich Einmaliges:

Von: Elena Zani

Stand: 02.11.2014 | Archiv

Blick auf das Dorf Malborghetto | Bild: BR

einen Rekord, der dank einer Fabel für Kinder zustande kam, in der Folgendes erzählt wird:

"Aus einem schönen Bauernhaus in einem kleinen Bergdorf war eine weinerliche Kinderstimme zu hören: 'Ich will nicht zu Bett gehen, es ist ein Ungeheuer – das Piumostro – unter der Bettdecke.'"

Fabel

Wer die Geschichte vom Ungeheuer Piumostro lesen will, der braucht kein Buch. Er findet die Fabel an den Wänden einer Straße im Zentrum des Ortes.

Die antike Fresken-Maltechnik ist eine weitere Besonderheit dieses Kunstwerks. Die Farben werden auf den noch feuchten Putz aufgetragen, vom Mörtel absorbiert und sind dadurch besonders wetterbeständig.

Pietro Nicolaucich

Eine ordentliche Herausforderung für die friulanische Künstlerin Marina Giotti, die dieses Fresko schuf. Sie verwendete als Grundlage eine illustrierte Erzählung von Pietro Nicolaucich.

"Das Piumostro ist durch ein Spiel entstanden: Ich habe mit einem kleinen Mädchen gesprochen und so kam das Wortspiel zustande: Aus Piumino und Mostro – Bettdecke und Ungeheuer. Wir scherzten, ob es ein Ungeheuer der Decke oder eines von uns allen ist. Und da hatte ich die Idee zu dieser ganzen Geschichte, die ich am nächsten Tag geschrieben und für das Mädchen illustriert habe."

Pietro Nicolaucich, Autor der Fabel

Das Haus, in dem alle diese besonderen Wünsche und Ausdrucksformen ineinander fließen, ist die Casa Oberrichter.

Marina Giotti

Im Erdgeschoß ist die Kunsthandwerksboutique, wo gearbeitet und ausgestellt wird, und wo die Bewohner des Ortes und deren Freunde in Kursen handwerkliche Kreativität vermittelt bekommen.

"Die wirkliche Kraft meiner Projekte entsteht aus der Möglichkeit, sie zusammen mit anderen zu verwirklichen. Die kulturelle Aktivität, die wir machen, zieht immer weitere Kreise, wie ein Stein, den man ins Wasser wirft. Wir haben nicht nur dieses Buch an der Mauer gemacht, sondern auch ein Heiliges Grab, das in der Karwoche in der Kirche aufgebaut wird, und dann dieses Dorf im Schrank, ein riesiger Schrank mit 150 Figuren aus Holz und Stoff. Das haben alles diese Menschen gemacht. Das sind wir alle, ganz Malborghetto, und jeder hat sich selbst dargestellt. Das wissen natürlich nur wir, nicht die Besucher, die hierher kommen."

Marina Giotti, Künstlerin

Es ist eine Ideenwerkstatt, angeführt von einer Familie, die sich der Kunst in den verschiedensten Formen verschrieben hat.

"Ich bin in diesem Ort aufgewachsen und das hat in mir eine Fülle von Ideen ausgelöst, eine reiche Vorstellungswelt, an die ich immer denke, wenn ich schreibe und zeichne."

Pietro Nicolaucich

Es ist ein quirliges Miteinander von Tradition und Zukunft, das von den schweigenden Bergen gehütet wird, deren Wege zu magischen Orten führen.

"Der kleine Luigino schaute unter die Decke, zog einen Socken von seinem Fuß und warf ihn auf den Boden. Dann zog er die Decke bis ans Kinn, sagte dem Werwolf mit der Taschenlampe 'Gute Nacht‘, seufzte lächelnd und schlief, wie er vorher nie geschlafen hatte. Und er träumte von unglaublichen Abenteuern."

Fabel


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