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RAI-Südtirol Das Schulmuseum in Tagusens in Südtirol

Mit Kaiserin Maria Theresia fing es an – sie hat die allgemeine Schulpflicht eingeführt, und die galt auch für den Weiler Tagusens.

Von: A. Kofler / M. Perwanger

Stand: 07.12.2014 | Archiv

Eine Hand mit einem Füller und Tintenfass | Bild: BR

Wie in alter Zeit üblich fand der Unterricht zunächst im Widum und in Bauernstuben statt, unter dem Faschismus wurde dann das Schulhaus errichtet. Es hatte einen Vorraum und ein einziges Klassenzimmer für alle Kinder der Umgebung.

"Das meiste sind 43 Kindern gewesen. Stellen Sie sich vor: Nach dem Krieg stammten 19 Kinder allein von zwei Höfen da hinten im Wald! Neben dem Schulhaus lebten sechs Kinder, beim Nachbarn waren es neun …"

Paula Malfertheiner, Leiterin Schulmuseum

Martin und Michael

Bis zur Pflichtmittelschule saßen die Älteren neben den Kinder der Grundschule, und das in dichten Reihen – für die jungen Menschen von heute kaum vorstellbar: So etwas kennen sie nur auf den Erzählungen der Eltern.

"In den Pausen hatten sie immer Spaß. Und einmal ist mein Papi sitzen geblieben!"

Michael, Schüler

"In den Klassen war es früher bestimmt sehr laut. Und am Schulhof hat man oft gerauft, erzählen die Eltern. Das hätte mir nicht gepasst."

Martin, Schüler

Wenn Kinder sie besuchen, ist Paula Malfertheiner, die Leiterin des Schulmuseums, ganz in ihrem Element; da erzählt sie von früher, zeigt dies und das. Seit 40 Jahren wohnt sie in der Wohnung über dem kleinen Schulmuseum. Sie war Schuldienerin, doch dann wurde die Bergschule in Tagusens geschlossen, nur sie ist geblieben.

Paula Malfertheiner

Die Fotos an der Wand im Gang zeigen, wie viele Kinder hier einst zur Schule gingen – aber auch, dass es immer weniger wurden.

"In meiner Zeit als Schuldienerin habe ich während der Sommerferien, als weniger zu tun war, auch im Gemeindehaus geputzt. Dort lernte ich den Bürgermeister persönlich kennen, und der hat mir gleich nach meiner Pensionierung die Leitung des Schulmuseums angeboten. Ich habe natürlich gleich 'Ja' gesagt!"

Paula Malfertheiner, Schulmuseum

Der Kaiser höchstpersönlich hängt immer noch an der Wand und wacht wie früher über die Klasse. Das Schulmuseum lässt die älteren Besucher nostalgisch werden, es weckt liebe Erinnerungen an die eigene Jugend – und den jungen Menschen erzählt es spannende Geschichten, von denen sie bislang wenig wussten …

"Sie hatten nur eine Feder, keinen Füller oder Kugelschreiber wie wir. Und sie mussten sehr vorsichtig sein, dass die Feder nicht brach bei zu hohem Druck."

Michael, Schüler und Besucher im Schulmuseum

In der Einheitsschule wurde Deutsch und Italienisch, Rechnen, Erdkunde und Religion unterrichtet, aber auch Schönschrift und Handarbeit. Neben bunten Tafeln, Schultaschen aus Leder, und Schiefertafeln sind auch Musikinstrumente, sogar ein Grammophon und Anderes zu finden:

"Das ist ein Rechenschieber, sehr praktisch, weil ihn die Kinder anfassen konnten. Sie verstanden gleich besser, was ein Drittel, ein Viertel oder Fünftel ist. Damals hat man sehr anschaulich gelernt. Auch ich hatte zunächst Probleme damit, Brüche zu verstehen. Hier konnten sie alles im wahren Sinn 'erfassen'. Ein altes Stück …"

Paula Malfertheiner, Schulmuseum

Hier am Berg atmet der beschauliche Geist von damals. Geschichte wird erlebbar und konkret. Momente aus dem eigenen Leben werden wachgerufen, die prägend waren: die Zeit der Kindheit eben und die einer oft unbeschwerten Jugend …


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