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RAI-Südtirol 72-Jährige entdeckt das Bergsteigen

Was bewegt Bergsteiger, was bewegt Waltraud Alpögger, die ehemalige Krankenschwester, steile Hänge zu überwinden, auf hohe Gipfel zu klettern, sie, die diese Leidenschaft erst spät für sich entdeckt hat?

Von: Regina Mayrl

Stand: 18.10.2014 | Archiv

Waltraud Alpögger vor Bergkulisse | Bild: BR

"Ich bin eigentlich eine Frühaufseherin. Das hängt wohl mit meinem früheren Beruf als Krankenschwester zusammen. Wenn ich aus dem Fenster schaue und der Morgen lacht, ich muss gehen!"

Waltraud Alpögger, Pensionistin

Im gleichmäßigen Rhythmus geht es bergan. Waltraud Alpögger war 62, da ist sie dem Alpenverein beigetreten und hat am Berg eine neue Welt und neue Menschen kennen gelernt:

"Damals traf ich eine nette, fröhliche Gruppe von Bergsteigern. Sie haben mich mitgenommen. Dafür bin ich ihnen noch immer dankbar, dass ich mitgehen durfte."

Waltraud Alpögger

Waltraud Alpögger

Im Lauf der Jahre reihte sich eine Gipfeltour an die andere. In zehn Jahren wurden es über 500. Besonders abenteuerlich sind die Touren mit dem jüngeren Bruder, einem erfahrenen Bergführer.

"Einmal brachen wir um drei Uhr früh auf, um auf den Similaun zu steigen. Um Neun waren wir am Gipfel. Ich dachte nicht daran, gleich wieder abzusteigen. Wir kletterten auf zwei weitere Dreitausender. An einem Tag dürften es 2700 Höhenmeter gewesen sein. Ich war damals 67."

Waltraud Alpögger

Je steiler, desto besser. Leichte Wanderungen sind ihre Sache nicht. Da kann es schon vorkommen, dass sie an die eigenen Grenzen stößt:

"Zwei, drei Mal war das so, stimmt. Das Herz fängt an zu rasen. Am Rückweg jedoch ist alles wieder gut gegangen."

Waltraud Alpögger

Eine kleine Stärkung und ausreichend Flüssigkeit sind da genau das Richtige. Auch wenn die Kondition stimmt, bei 42 Kilogramm Körpergewicht ist jedes Gramm im Rucksack eines zu viel:

"Ich möchte so wenig wie möglich tragen, kein zweites Taschentuch, keine Zahnstocher. Doch wenn ich am Weg einen besonderen Stein sehe, nehme ich ihn mit, selbst wenn er fünf Kilo wiegt. Die Steine gefallen mir einfach, man sieht da so viele schöne Figuren darinnen. Steine können erzählen!"

Waltraud Alpögger

In der Sammlung finden sich Steine mit ausgefallenen Formen und solche, aus denen Waltraud Alpögger Tiere und Dinge entstehen lässt. Das Malen ist ihr zweites Hobby. Sie ist Mitglied der Freizeitkünstler in Sterzing. Unter den Aquarellen finden sich auch Bilder ihres Hausberges aus der Kindheit, des Tribulaun in Pflersch.

"Das ist mein schönster Berg, den habe ich so gern. Ich bin darunter geboren. Jeden Tag habe ich den gesehen. Und nachher mit meinem Bruder eines Tages sind wir gegangen. Mir ist es vorgekommen, jetzt habe ich mein Ziel erreicht!"

Waltraud Alpögger

Seit 2004 hat die rüstige Bergsteigerin 52 Dreitausender erklommen. Von Müdigkeit keine Spur – und wenn schon, so kann man sie wegstecken.


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