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BR-München Der internationale Erfolg des Oliver Pötzsch

New York 2012: Der Münchner Autor Oliver Pötzsch ist von Amazon auf Lesereise eingeladen. Er ist der erste Schriftsteller, der im Eigenverlag bei Amazon Publishing die Millionenmarke geknackt hat. Mit diesem internationalen Erfolg seiner historischen Krimis hatte der Journalist nie gerechnet.

Von: Astrid Uhr

Stand: 18.10.2015 | Archiv

Oliver Pötzsch | Bild: BR

"Also, wenn mir jemand vor zehn Jahren gesagt hätte, dass so ein bayerischer Regionalkrimi ein internationaler Bestseller wird, den hätte ich für verrückt erklärt, aber es ist tatsächlich so. Meine Bücher haben sich in den USA jetzt über zwei Millionen Mal verkauft. Und ich glaube, gerade in den USA liegt es daran, dass die Amerikaner sehr viel Interesse an Stammbäumen, an ihrer Familiengeschichte haben. Und meine Romane sind ja eben auch eine Familiengeschichte. Schließlich geht es da um meine Vorfahren, die Scharfrichter."

Oliver Pötzsch, Schriftsteller und Nachfahre des Henkers von Schongau

Wer hat schon Henker in seiner Ahnentafel! Darüber schrieb Oliver Pötzsch mittlerweile fünf Krimis. Im Roman ist es die Familie Kuisl: Hier in Schongau, Oberbayern, lebte sie über drei Jahrhunderte hinweg: Die größte Henkerdynastie Bayerns. Insgesamt 14 Scharfrichter gingen aus ihr hervor. Ende des 18. Jahrhunderts fand die letzte Hinrichtung statt.

Sein nächster Roman spielt in Oberammergau. Der Ort ist weltbekannt durch seine Passionsspiele, die die Einwohner nach einer Pestepidemie 1633 gelobten aufzuführen. Sein Ehrgeiz: Der Rahmen soll historisch korrekt sein.

"Das Schwierige beim Schreiben eines historischen Krimis ist ja: Es ist nichts jetzt so, wie es damals war. Und im Grunde muss ich alles recherchieren, wie es damals wirklich ausgesehen hat. Ich muss in den Archiven forschen, ich muss mich mit Leuten unterhalten, ich muss mir alte Stiche ansehen und muss rausfinden: Wie haben die Wirtshäuser hier früher geheißen? Sah die Kirche noch genau so aus. Wo war der alte Friedhof?"

Oliver Pötzsch

Eigentlich kann Oliver Pötzsch kein Blut sehen. Doch für seine Krimis lebt der 45-Jährige in einer Parallelwelt, wo das Volk Hinrichtungen von Hexen und Sündern feiert.

"Ich glaube der Erfolg meiner Bücher liegt auch darin begründet, dass sie sich so sehr mit dem Thema Tod befassen. Das sind ja schließlich historische Krimis. Und das funktioniert auf der ganzen Welt. Der Mensch kommt mit seinem eigenen Tod, mit dem eigenen Sterben nicht zurecht, deswegen transportiert er das nach außen, in Krimis und Spielfilme, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Und deswegen sind Krimis auf der ganzen Welt so erfolgreich und auch meine."

Oliver Pötzsch

Auf der Suche nach Geschichten ist Oliver Pötzsch wieder auf den Wegen seiner Kindheit unterwegs, in den Ammergauer Alpen. Im nächsten Krimi, „Spiel des Todes“, erfährt der Leser einiges über bayerische Heimatgeschichte. So sollen in den Höhlen rund um Oberammergau im 17. Jahrhundert einmal Zwerge gelebt haben.

"Wir sehen jetzt hier eine Teufelsfratze. Das ist vermutlich ein uraltes Bannzeichen noch aus der vorchristlichen Zeit. Solche Einritzungen, die findet man eigentlich überall hier in der Gegend von Oberammergau. Und vielleicht erklärt sich auch der internationale Erfolg von meinen Romanen damit, dass ich mit offenen Augen durch Bayern gehe, lauter solche Kleinigkeiten sehe, und das recherchiere und dann in meine Romane einbaue."

Oliver Pötzsch

Ob dieser Krimi auch wieder ein internationaler Bestseller wird? Der Münchner versucht sich von allem Druck zu befreien und einfach das zu machen, was ihm Spaß macht: Schreiben.

"Also, ich hoffe doch sehr, dass sich die Person Oliver Pötzsch nicht verändert hat. Sonst müsste meine Familie sich ja Sorgen machen. Ich bin im Grunde der gleiche geblieben. Ich bin vielleicht ein bisschen ruhiger geworden, weil ich mit dem Schreiben jetzt das machen kann, was ich immer machen wollte. Aber auch wenn ich in den USA manchmal wie ein Star behandelt werde und da mit einer Limousine rumfahren darf, bin ich dann hier doch noch der alte und geh ganz normal einkaufen und bring den Müll runter."

Oliver Pötzsch

In über 20 Sprachen wurden seine Bücher mittlerweile übersetzt, mit jeweils vollkommen unterschiedlichem Cover. Und immer geht es um Geschichte, Heimat, Leben und Tod. Themen, die auch seine Leser in China nicht kalt lassen.


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