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TV Ungarn Sissis liebstes Schloss

Vielleicht gibt es in der ungarischen Geschichte keine zweite ikonengleiche Frauenfigur, wie Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, deren Andenken so sehr bewahrt wird. Sie war die erste Habsburgerin, die in Ungarn prunkvoll Hof hielt.

Von: Mónika Kiss

Stand: 05.11.2017 | Archiv

Königliches Schloss Gödöllő | Bild: BR

Vielleicht gibt es in der ungarischen Geschichte keine zweite ikonengleiche Frauenfigur, wie Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, deren Andenken so sehr bewahrt wird. Sie war die erste Habsburgerin, die in Ungarn prunkvoll Hof hielt.

Dr. Tamás Ujváry

Und das nicht in Buda, sondern 30 Kilometer vom Lärm der Hauptstadt entfernt, in Gödöllő. Die Erbauung des Schlosses in der kleinen Stadt hatte 1730 begonnen.

"Der Erbauer war Antal Grassalkovich. Er war damals einer der reichsten Adeligen Ungarns und ließ nicht nur dieses eine Schloss errichten, sondern insgesamt zehn. Man kann sagen, dass er in Ungarn einen eigenen Stil entwickelt hat."

Dr. Tamás Ujváry, Geschäftsführender Direktor des Königlichen Schlosses Gödöllő

Éva Marianna Kovács

Halten wir aber einen Augenblick lang das Rad der Zeit an, werfen wir einen Blick darauf, wie der Herrscher der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und seine Familie in die Residenz in Gödöllő gelangten.

"Bereits 1866 waren die Kaufverhandlungen im Gange; Franz-Joseph hatte sich wahrscheinlich wegen des Jagdgebietes, Elisabeth hingegen wegen der einsamen Lage in dieses kleine Jagdschloss verliebt. 1867 kam es zum Geschäftsabschluss, wobei nicht das Habsburger Herrscherhaus das Schloss kaufte, sondern der ungarische Staat, der es wiederum – als zu den Krongütern gehörend – Elisabeth und Franz-Joseph zur Nutzung überließ. Einerseits ist das Schloss gut erreichbar, liegt nicht weit entfernt von Buda, direkt an der Straße nach Kaschau und nach Munkács, andererseits gibt es hier in der Gegend ausgezeichnete Jagdgebiete."

Éva Marianna Kovács, Museologin, Königliches Schloss Gödöllő

Gödöllő diente der legendären Königin der Ungarn jahrzehntelang als Stätte der Erholung. Historische Zeugnisse belegen, dass sie mehr als 2000 Tage hier im Schloss verbracht hat, anfangs mit der ganzen Familie, später meist mit Maria Valerie, ihrer in Buda geborenen Tochter.

"In Gödöllő konnte sie ihre eigene, wahre Welt gestalten. Man kann sagen, dass mit 1867 die Zeit ihres Selbständigwerdens beginnt. Von da an bestimmten nicht mehr Sophie und Franz-Joseph über jeden kleinsten Moment in ihrem Leben, und in Gödöllő schaffte sie es, einen Hofstaat zu errichten, der durchaus als freundschaftlich bezeichnet werden kann."

Éva Marianna Kovács, Museologin, Königliches Schloss Gödöllő

Für Ihre Majestät war es wichtig, auch Ungarisch zu erlernen. Zu diesem Zeitpunkt sprach sie nicht nur die Sprache ihres geliebten Volks, sondern las und korrespondierte bereits auf Ungarisch.

"Sie brachte auch Ida Ferenczy, ihre Vorleserin, nach Gödöllő; Elisabeths Ungarischkenntnisse waren also äußerst ausgefeilt, einerseits bedingt durch die Literatur, wozu auch der Briefwechsel mit József Eötvös beitrug, andererseits durch die schöne Kecskeméter Mundart, die sie sich von Ida Ferenczy aneignete."

Éva Marianna Kovács

Nach dem Tod der gegen Regeln und Traditionen aufbegehrenden Regentin der kaiserlichen Familie besuchte auch Franz-Joseph Gödöllő nicht mehr oft. Zwischen den beiden Weltkriegen diente das Schloss dem ungarischen Reichsverweser Miklós Horthy als Sommerresidenz. Nach 1945 wurde es von russischen Truppen als Quartier benutzt, später war es ein Sozial-und Altenheim. Mit dem Wiederaufbau wurde kurz vor der Wende begonnen. Dank den Restaurierungsarbeiten der vergangenen 25 Jahre können Besucher heute 36 Zimmer besichtigen.

"In unserer aktuellen Ausstellung können die Möbel grob in drei Kategorien geteilt werden: Es gibt verhältnismäßig wenige, aus dem Schloss stammende Stücke, von denen wir wissen, in welchem Zimmer in diesem Schloss sie standen. Relativ viele stammen zwar aus der Zeit, wurden aber in anderen Schlössern verwendet. Und dann gibt es Möbelstücke, die zum Teil auf Grundlage alter Fotoaufnahmen ganz neu hergestellt wurden."

Dr. Tamás Ujváry, Geschäftsführender Direktor des Königlichen Schlosses Gödöllő

In einem der größten Barockschlösser Ungarns können sich die Besucher ganz dem Andenken der historischen Vergangenheit widmen. Die Verehrer der Kaiserin zieht es neben Schönbrunn und Korfu auch hierher. Mit besonderen imperialen Programmen erwartet das Schloss aber an jedem Tag des Jahres nicht nur die Sisi-Fans.


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