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Alpen-Donau-Adria-Spezial Hons & Giedl - Die Urgesteine vom Vigiljoch

Dass am Vigiljoch oberhalb von Lana jeder Zaun gepflegt und jede Wiese gemäht ist, ist hauptsächlich Johann und Ägidius Klotz zu verdanken, am Joch besser bekannt als "Hons" und "Giedl". Sie sind absolute Südtiroler Urgesteine.

Von: Peter Daldos und Günther Neumair, Rai Südtirol

Stand: 25.09.2016 | Archiv

Dass am Vigiljoch oberhalb von Lana jeder Zaun gepflegt und jede Wiese gemäht ist, ist hauptsächlich Johann und Ägidius Klotz zu verdanken, am Joch besser bekannt als "Hons" und "Giedl". | Bild: Honorarfrei lediglich für Ankündigungen und Veröffentlichungen im Zusammenhang mit obiger BR-Sendung bei Nennung: "Bild: BR". Nutzung im Social Media-Bereich sowie inhaltlich andere Verwendungen nur nach vorheriger schriftlicher Vereinbarung mit dem BR-Bildmanagement, Tel. 089 / 5900 10580, Fax 089 / 5900 10585, Mail Pressestelle.foto@br.de

"Ich bin jetzt 85 Jahre alt. Ich bin seit 1956 auf der Alm im Jochtal."

Hons und Giedl sind zwei, die unbeeinflusst von außen ihr Leben leben. Ihre Welt am Vigiljoch ist überschaubar klein: Sie besteht aus einer einfachen Holzhütte. Und rundum ganz viel Freiheit.

Die beiden Brüder sind eigen, oft auch eigensinnig. Sie reden miteinander kaum ein Wort, manchmal tagelang. Und verstehen sich trotzdem. Doch sie haben vieles, was andere nicht haben: Wurzeln. Zufriedenheit. Die Fähigkeit zu sein, ohne zu haben. Und darum werden Johann und Ägidius Klotz, wie sie eigentlich heißen, auch rundum bewundert.

Sie richten Wege und Zäune. Auf jedem Tritt sehen sie Arbeit. Und viele, die sich nach ihnen umdrehen, ahnen nicht, was die betagten Männer im Alltag Wertvolles leisten.

Hons

Hons ist der Ältere der beiden, geboren im Jahr 1929. Er hört nur das, was er hören will. Und über sein Leben erzählen, mag er auch nicht. Giedl ist da schon zugänglicher. Obwohl er ein Jahr jünger ist, ist er der Verwalter, Organisator, Hausmann. In die Hütte gewährt er kaum jemanden Einlass. Einzig die Schwester, die in der Schweiz lebt, ist jederzeit willkommen.

Giedl beim Melken

Ihr Tag beginnt früh: Drei Kühe sind zu versorgen. Auch Hühner, Ziegen und Schafe warten auf ihr Futter um fünf Uhr morgens. Hons' und Giedls Leben besteht aus harter Arbeit. Schon als Kinder haben die beiden am elterlichen Hof tatkräftig anpacken müssen.

Aufgewachsen sind die beiden mit drei weiteren Geschwistern am Oberhof im Pawigl am Eingang des Ultentales. Die Buben mussten im Sommer aufs Vigiljoch Kühe hüten. Gewohnt haben sie im Gasthof Jocher. Ein paar Jahre haben die Brüder Klotz die dazugehörige Landwirtschaft gepachtet, bis eines Tages der Hof verkauft wurde. So zogen sie in die kleine Holzhütte unterhalb des Gasthofs.

Die beiden erinnern sich an strenge Winter: Oft ist tage- und wochenlang niemand vorbeigekommen, bis Hons und Giedl die Initiative ergriffen: Sie bauten am Vigiljoch den ersten Schlepplift und legten Pisten an. Giedl hat hierfür bei der Bank einen Kredit aufgenommen.

30 Winter haben Hons und Giedl auf diesem Hang verbracht. Der eine oben, der andere unten. Zu Mittag gab es oft nur ein belegtes Brot, denn die Touristen, manche sogar aus England, standen Schlange.

Giedl und Hons mit der Nachbarin

Viele Gelegenheiten haben Hons und Giedl verstreichen lassen. Für eine Frau, so behaupten die beiden heute, sei keine Zeit gewesen. Dabei haben einige sehr wohl angeklopft. Einmal, so glauben die Nachbarn zu wissen, sind sich die beiden wegen einer Bekanntschaft sogar in die Haare geraten. Jedenfalls hat sich Zeit ihres Lebens nichts Festes ergeben.

Die Einsamkeit sind Hons und Giedl gewohnt. Früher wurden sie oft gerufen, denn sie haben das erste Pferdefuhrwerk am Vigiljoch besessen. Wenn man was gebraucht hat, sind sie sehr hilfsbereit gewesen.

Jeden Tag, auch im Winter, holt Hons Heu von der entlegenen Scheune. Für das Vieh wird jede Last ganz selbstverständlich in Kauf genommen.

Giedl

Giedl ist ein geselliger Typ. Sonntags liest er im Gasthaus auch manchmal die Überschriften in der Zeitung. Und wenn der Tag lang ist, wird hin und wieder über alte Begebenheiten geschmunzelt.

Ihr ganzes Leben spielt sich hier oben ab, auf wenigen Kilometern. Nur einmal ist Giedl ausgebüxt, ins Tal, in den Baumarkt. Er hat gestaunt über die vielen modernen Maschinen.

Den Boden in der Hütte haben Hons und Giedl mit Schaffellen ausstaffiert. Die beiden denken pragmatisch. Im Haushalt wird nur das Nötigste erledigt.

Der Hons ist fürs Kochen zuständig. Jeden Tag am Abend gibt es Mus. Inzwischen beklagt sich der Giedl oft: "Mal ist es zu viel gesalzen, mal gar nicht gesalzen." "Sei froh, dass du überhaupt was kriegst."

Bescheiden, regelrecht selbstlos meistern Hons und Giedl ihr Leben. Jeder Grashalm wird abgemäht, jeder Zaun in Schuss gehalten. Der Acker ist im Spätsommer Giedls Lieblingsbeschäftigung. Wenn der Herbst einzieht, wird am Vigiljoch gemeinsam Roggen geerntet.


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Alwin R., Montag, 26.September 2016, 19:07 Uhr

3. Urgesteine vom Vigiljoch

Eine Dokumentation, die mich sehr bewegte, da ich einen von beiden vor zwei Jahren bei Mäharbeiten im steilen Hang neben dem Kirchlein mit meiner Videocamera festgehalten habe.

Ein großes Lob an Peter Daldos und Günter Neumair und Rai Südtirol für die gelungene Dokumentation für die Nachwelt.

Alwin

Pia R., Montag, 26.September 2016, 10:14 Uhr

2. Die Urgesteine vom Vigiljoch

Die Dokumentation über die beiden Brüder hat mich sehr berührt. Wie sie ihr Leben bestreiten ohne zu klagen,mit der Einfachheit zufrieden sind, ging mir sehr nah. Es sollte ein Anschubser für uns alle sein,die die nur am Jammern sind,weil sie denken,es ginge ihnen nicht gut genug,weil kein zweiter oder dritter Urlaub möglich ist,oder das neue Auto nicht gleich gekauft werden kann. Wir die von Mainstream,Technik und Hektik beeinflusst völlig am richtigen Leben vorbeileben,sollten uns wieder an die wahren Werte erinnern und dankbarer und demütiger für unseren Wohlstand, den wir alle haben, sein.
Leider habe ich nur das Ende der Sendung gesehen,deshalb meine Frage,ob diese Sendung irgendwann in der Mediathek abzurufen ist.
viele Grüße

  • Antwort von Alpen-Donau-Adria, Dienstag, 04.Oktober, 15:23 Uhr

    Lange hat es gedauert, liebe Pia R., aber jetzt ist das Video online, hier auf dieser Seite oder auch in unserer Mediathek.
    Schöne Grüße aus München-Freimann!
    Alpen-Donau-Adria

Willi, Sonntag, 25.September 2016, 17:49 Uhr

1. Die Urgesteine vom Vigiljoch

Hab mir die Sendung angesehen und fand sie recht interessant. Nur hab ich fast nichts verstanden. Wenn Sendungen in Fränkisch kommen sind diese mit Untertitel versehen, und dies würde ich sogar verstehen. Doch wer versteht schon die Sprache in Südtirol?

Herzliche Grüße
Willi

  • Antwort von Alpen-Donau-Adria, Sonntag, 25.September, 18:40 Uhr

    Lieber Willi, vielen Dank für Ihren Kommentar. Auch für solche Fälle können Sie gerne auf unsere Untertitel zugreifen. Wie es funktioniert, können Sie hier lesen: http://www.br.de/unternehmen/inhalt/technik/untertitel-digital-videotext-100.html
    Schöne Grüße
    Ihr Alpen-Donau-Adria-Team