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Rai Südtirol Ein Niedersachse in Südtirol

Er bringt seine Gewürze mit, seine Lehmtöpfe und Musikinstrumente. Bevor er mit dem Kochen beginnt, füllt er die Töpfe mit Wasser. Spontan hatte er sich vor einem Jahr gemeldet, als er in einer Zeitung las: "Freiwillige Köche ab und zu gesucht."

Von: Astrid Kofler

Stand: 02.04.2017 | Archiv

Bunte Töpfe | Bild: BR

Christopher Robin Goepfert

Er tut es mit Freude und Leidenschaft.

"Ich lege die Töpfe für eine halbe Stunde ins Wasser, damit sich die Poren schließen. Währenddessen geh’ ich ins Lager und schaue nach, welche Waren heute da sind."

Christopher Robin Goepfert, Märchenerzähler, Koch

Im Haus der Solidarität wird verkocht, was Supermärkte und Geschäfte liefern. Es sind Waren kurz vor dem Verfall, zwar einwandfrei, sie dürften in den nächsten Tagen aber nicht mehr ins Regal. Not macht erfinderisch – und kreativ. Jede Woche gibt es deshalb eine Überraschung.

"In der Gastronomie weiß man, was man kochen möchte, und bestellt, was man dazu braucht. Hier kochen wir mit dem, was da ist und machen das Beste daraus. Und meistens wird es tatsächlich ein wunderbares Essen."

Christopher Robin Goepfert

Das Um und Auf, sagt Goepfert, seien die Gewürze. Er liebt vor allem die arabische Küche. Kardamom, Koriander, Kurkuma, Zimt, Kreuzkümmel, Paprika. Den Mörser hat er von zuhause mitgebracht. Dann geht es ans Schnipseln und Schneiden. Das Gemüse fand er heute im Lager – dazu viel Zwiebel und Knoblauch, viel Farbe:

"Der liebe Gott gab dem Menschen die Tajine und sagte: 'Fülle die Schale mit dem, was Du im Garten gefunden hast, dann lege den Deckel darauf und gehe an den Fuß des Heiligen Berges …'"

Christopher Robin Goepfert

Christopher Robin Goepfert wurde 1981 in Niedersachsen geboren. Vor 13 Jahren zog er zu seiner Frau nach Südtirol. Er hatte sie zuhause in Deutschland kennengelernt, als sie dort ihre Großeltern besuchte. Jahrelang war er jeden Abend weg.

"Seit einiger Zeit koche ich nicht mehr beruflich, dafür arbeitet meine Frau Vollzeit in der Gastronomie. Ich bleibe zuhause bei den Kindern und erzähle nebenher Märchen in Bibliotheken und Grundschulen."

Christopher Robin Goepfert

Das Märchenerzählen ist inzwischen eine Art Brot-Beruf geworden; er passt die Geschichten den Zuhörern und der Situation an. Viel schreibt er selbst – so die Erzählung von der Tajine, die er mit der Schöpfungsgeschichte verbindet. Mit ihr kocht er auch am liebsten.

"Ob Märchen oder Kochen – ich bin reicher geworden. Die Welt schenkt mir Geschichten von überallher. Und es ist erstaunlich, dass einige unserer Erzählungen bereits vor Jahrhunderten anderswo beheimatet waren, beispielsweise in Japan oder Südafrika."

Christopher Robin Goepfert, Märchenerzähler, Koch

Er liebt bunte Farben in den Töpfen, in den Geschichten, in seinem Leben, in der Kleidung. Von Einheitsbrei hält er nichts.

"Die Tajine war heiß und dampfte. Da hob der Mensch den Deckel – und siehe da: es war die erste Speise, die nicht Gott geschaffen hatte."

Christopher Robin Goepfert

Das Kochen ist wie das Märchenerzählen und das Leben schlechthin: es hat einen roten Faden, einen Anfang, ein Ende. Je internationaler die Zutaten, desto besser wird es. Er sagt: "Wir alle können voneinander nur lernen."


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