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TV-Slowenien Die Goldwäscher-Tradition an Drau und Mur

Gold ist ein chemisches Element, ein Metall, das in kleinen Körnern oder Blättern in Felsen oder Quarzadern auftritt. Durch die Einwirkung von Wasser und Luft beginnen diese primären Lagerstätten zu verwittern. Oberflächengewässer schwemmen Sand und Schotter von den Bergen in tiefer gelegene Gebiete.

Von: Ana Dular Radovan

Stand: 03.12.2017 | Archiv

Goldkörnchen im Teller | Bild: BR

Wenn die Kraft eines Flusses in der Ebene nachlässt, setzen sich an den Sandbänken Schotter, Sand und Goldschuppen ab. In Slowenien sind die Drau und die Mur solche Flüsse. Das Gold in diesen Flüssen in Slowenien stammt aus den Hohen Tauern in Österreich, wo Goldbergwerke beinahe ununterbrochen seit dem 14. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in Betrieb waren.

Im Gebiet des heutigen Slowenien verlieh Kaiserin Maria Theresia im Jahr 1776 ständige Konzessionen für Goldwäscher, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg außer Kraft gesetzt wurden. Heute wird Gold in der Drau und der Mur nur von Hobby-Goldwäschern gewaschen.

Gorazd Bizjan beim Goldwaschen

Der erste Schritt zu einem erfolgreichen Fund ist die Festlegung der richtigen Stelle zum Goldwaschen:

"Ich suche mit Google Maps Schotterbänke. Dabei suche ich nach Flussbiegungen, wo sich schwere Minerale und auch Gold auf der Innenseite dieser Flussbiegungen ablagern."

Gorazd Bizjan, Hobbygoldwäscher

Gorazd Bizjan

Das Verfahren der Goldwäsche ist einfach. Man braucht eine Schaufel, ein Sieb und einen Teller zum Auswaschen. Schotter und Sand werden so lange ausgewaschen, dass auf dem Teller das kleinste und schwerste Material bleibt, darunter auch Gold. Nur ist nicht alles Gold, was glänzt. Ein unerfahrenes Auge verwechselt sehr oft Glimmerschuppen mit Goldschuppen.

"Der Unterschied liegt darin, dass Gold gelb ist, während Glimmer in der Regel silbrig glänzt. Gold hat eine große Dichte; wenn wir das Wasser hin und her bewegen, bewegt sich der Glimmer, während Gold auf dem Boden bleibt."

Gorazd Bizjan, Hobbygoldwäscher

Das Gold hat, wenn es in den Niederungen in Slowenien angekommen ist, eine weite Reise hinter sich. Das Wasser lagert zunächst die großen Stücke ab. Je weiter das ursprüngliche Vorkommen entfernt ist, umso kleiner sind die Körnchen.

Die Daten der Forscher und Hobby-Goldwäscher besagen, dass die Goldkörnchen in der Drau und der Mur durchschnittlich nur 0,8 Millimeter groß sind, was bedeutet, dass für ein Gramm Gold 5000 bis 10.000 Schuppen ausgewaschen werden müssen. Ein Gramm Gold ist etwa 40 Euro wert. Das Goldwaschen ist heute also keine gewinnbringende Tätigkeit mehr. In der Vergangenheit war das anders.

"Wir können das Goldfieber bei uns nicht mit dem Goldfieber in Amerika oder Australien vergleichen. Das Goldwaschen sicherte aber das Überleben. Und nach dem Ersten Weltkrieg gab es noch 200 Familien, die davon lebten. Das ist für unsere Verhältnisse ein interessantes Faktum."

Dr. Miha Jeršek, Naturkundemuseum Sloweniens

Dr. Miha Jeršek

Die Flüsse werden Gold so lange transportieren, solange sie nicht in Betonflussbetten und umgeben von Dämmen eingesperrt werden. Dies verhindert nämlich neue Schotter- und Sandablagerungen. Die natürliche Strömung eines Flusses ist aber nicht nur wegen des Goldes wichtig:

"Wenn man den Fluss eindämmt, würde das Grundwasser vernichtet, die Quelle unseres Trinkwassers. Damit würde sich das Mikroklima verändern und die Anpassung an die Klimaverhältnisse wäre schlechter. Den größten Schaden würde also die lokale Bevölkerung erleiden."

Andreja Slameršek, World Wildlife Fund

Heute kann jeder sein kleines Goldkörnchen auswaschen. Damit hält er einen Teil einer beinahe vergessenen Tradition aufrecht und genießt den Tag in der Natur und am Fluss.


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