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RAI Südtirol Der letzte Schmied im Vinschgau

Gleich hinter der Kirche befindet sich die über 100 Jahre alte Schmiede. Seit damals, als sein Vater sie erbaute, seit über 100 Jahren, hat sich hier nichts verändert.

Von: Astrid Kofler

Stand: 19.03.2017 | Archiv

Am Amboss | Bild: BR

Arthur Waldner steht an der Esse – wie eh und je. Das Arbeiten mit dem Feuer, mit Kohle und Blasebalg, fasziniert ihn. Die Tatsache, dass sich warmes Metalleisen in alle Richtungen biegen lässt, wie man es möchte.

"In der Umgebung, da bin ich wohl der letzte, ja. Im Pustertal draußen ist wohl auch noch einer, der das macht."

Arthur Waldner, Schmied

Rund ein Kilo Steinkohle wird für die Herstellung eines Beiles benötigt. Aus Erfahrung weiß Arthur Waldner, wann wie viel Holzkohle verwenden und wann die Steinkohle dazu fügen. Mindestens 1000 Grad braucht es, damit das Eisen schmilzt. Auf die genaue Hitze kommt es an – mit Holz wäre diese nicht zu erzeugen.

Feinfühligkeit ist das oberstes Gebot: Ist das Feuer zu heiß oder bleibt das Eisen zu lange darin, so ist es nicht mehr zu gebrauchen und wird später im erkalteten Zustand splittern.

Am Amboss

Der Schmied ist einer der ältesten Berufe der Menschheitsgeschichte, es ist ein faszinierendes Handwerk, das viel Liebe, Hingabe und Genauigkeit benötigt. Der Amboss gilt überhaupt als ältestes Grundwerkzeug, schon in der Altsteinzeit wurde er benutzt. Er ist der Stolz des Schmieds. Auf ihm wird das glühende Metall geformt.

Arthur Waldner

Arthur Waldner ist Jahrgang 1939, seit 61 Jahren arbeitet er hier in seiner Schmiede. Nur wenige Minuten Zeit hat er, das warme Eisen zu bearbeiten. An den Lärm hat er sich schon lange gewöhnt. In seiner Schmiede entstehen heute vor allem Handwerksgeräte, wie die Bauern sie brauchen bei der Bearbeitung der Felder und Wälder.

"Um die Äste zu putzen, braucht man diese Runngl, die Reisige, die kleinen, wegmachen. Für den Holzstock kommen diese hier zum Einsatz."

Arthur Waldner

Vor allem an den großen Märkten verkauft er seine Handwerksgeräte. Der Verdienst ist gering, der Idealismus hoch. Sein Sohn hilft in der Schmiede oft mit, doch geht er hauptberuflich einer anderen Tätigkeit nach. Mehrmals täglich schaut Enkel Peter in der Werkstatt vorbei. Arthur Waldner ist das recht. Schon seine Kinder haben damals am allerliebsten im Kohlekeller gespielt.

"Man muss schon ein bisschen dahinter sein, aber ich glaube, der gewöhnt sich auch. Man muss beim Lärm ein bisschen die Ohren zu machen. Und wenn man sagt, es ist heiß, das weiß er auch, was das ist, und so wird das langsam. Zum Schluss, wenn alles fertig ist, mit dem Wasserschleifer. Weil nach dem Härten kannst du nicht mit dem Schmirgel schleifen, weil das verbrennt, und drum muss man mit dem Wasser schleifen, damit die Schneide hart bleibt. Das ist die grausigste Arbeit, aber das muss auch sein."

Arthur Waldner, Schmied

Ein bisschen verbrannt hat er sich manchmal, wirklich verletzt hat er sich nie. Arthur Waldner will weiter arbeiten, solange er es gesundheitlich schafft.


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