Rai Südtirol Leben mit Handicap
Zähneputzen? Kein Problem. Und Schminken? Das macht die 16-Jährige ebenfalls mit Links.
"Es ist kein normaler Alltag, es ist schon besonders, weil ich muss alltägliche Dinge selbst erst lernen – und das dauert halt länger und ist auch schwerer. Aber im Allgemeinen, muss ich sagen, habe ich bis jetzt alles erlernt, die meisten Dinge erlernt. Außer Rossschwanz machen, kann ich eigentlich alles, leider langsamer."
Heidi
Dass sie ihr Schicksal akzeptiert hat, zeigt die sprachgewandte Heidi heute der ganzen Welt.
"Im letzten Sommer habe ich meinen YouTube-Kanal eröffnet mit dem ersten Video, wo es einfach darum geht, dass die Videos, die ich hochlade, in denen ich einfach meine alltäglichen Dinge zeige, und damit den Menschen Hoffnungen geben und damit sagen: Schaut's, es ist möglich mit nur einem Arm zu leben. Und man soll sich nicht von der Gesellschaft unterkriegen und ich will einfach auch zeigen, dass genau die Minderheit in unserer Gesellschaft einen besseren Platz kriegen und wir da Inklusion schaffen."
Heidi, Oberschülerin
20 Filme hat die 16-Jährige unter dem Namen "One left" ins Netz geladen. Heidi zeigt, wie sie Knoten schnürt … oder den Pizzateig mit dem Knie ausrollt. Eindrucksvoll setzt sie in Szene, dass sie trotz fehlender Gliedmaße klettern kann.
Ist die Oberschülerin an der Fachschule in Meran am Wochenende daheim in Montan, hilft sie gerne in der Küche. Hier hat sie ihre eigenen Geräte und Methoden.
"Man denkt sich immer wieder: Wieso genau ich? Ich meine, es ist nicht leicht, mit der Einschränkung zu leben. Überhaupt in unserer Gesellschaft, wo Normen existieren. Es gibt halt Tage, wo es schwieriger wird, was sonst nicht schwierig ist. Aber es gibt auch Tage, wo ich denke, ach, ich möchte jetzt so sein wie andere. Überhaupt, als ich klein war und gesehen habe, meine Schwester, meine größere Schwester muss nicht zur Physiotherapie gehen. Aber irgendwie muss man das einfach akzeptieren, so wie es ist."
Heidi, kam mit einem Arm zur Welt
Auch heute hat die Oberschülerin wieder eine Idee. Freundin Katharina soll sie beim Jonglieren filmen.
"Also, in der Mittelschule hat man es schon gemerkt: Wenn wir ausgegangen sind, haben sie alle Leute angeschaut. Aber jetzt, mittlerweile ist sie viel selbstbewusster geworden."
Katharina, Freundin
Das Material passt. Zufrieden lädt Heidi die Clips auf ihren Computer.
"Es ist schon eine Übung. Man sieht ja nur das Video, wenn es auf YouTube geht. Aber es ist wirklich ganz viel dahinter. Ich muss ein Manuskript schreiben, ich muss genau schreiben, was ich sage. Dann übe ich es und wenn ich Sprachfehler mache, dann mach ich's noch mal, bis ich damit zufrieden bin. Dann muss ich ja noch eine passende Musik aussuchen und dann muss ich es bearbeiten und wegschneiden. Und dann muss ich noch eine Videobeschreibung machen. Es ist schon ein langer Weg dahinter, bis wirklich ein Video entsteht."
Heidi, Videokanal One left
Noch seien nicht alle Videos ganz perfekt, ist Heidi selbstkritisch. Doch die 10.000 Klicks und die vielen Komplimente geben dem Mädchen viel Kraft sie weiter zu perfektionieren, damit auch sie eines Tages sagen kann: Gefällt mir!