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TV Kroatien Mate Rimac und seine Elektroautos der Zukunft

Elektromobilität – ein Wettlauf besonders der großen Autohersteller um den Markt der Zukunft. Ein junger und kleiner kroatischer Hersteller liefert weltweit Schlüsseltechnologien.

Von: Sanja Pražen

Stand: 03.12.2017 | Archiv

Firmenlogo | Bild: BR

"Mein Wunsch war es, eine ungewöhnliche Maturaarbeit zu schaffen, die sich von allen anderen unterscheidet. Dieser Handschuh wird die Tastatur und die Maus ersetzen. Die meisten weiteren Ideen liegen im Bereich Fahrzeuge und Motoren. Dieses Projekt wird aber etwas größer sein. Vor drei Jahren ist mir während des Rennens in Grobnik der Motor explodiert. Ich habe den Motor ausgebaut, habe den Hohlraum unter der Motorhaube angestarrt und überlegt, was ich hier einbauen könnte. Und heute stehen wir vor dem stärksten elektrisch betriebenen Fahrzeug mit 600 PS."

Mate Rimac

Mit dem umgebauten grünen BMW hat Mate Anfang 2012 den Guinness-Rekord geschlagen.

"Für die erste Version habe ich einfach die im Handel angebotenen Teile gekauft und eingebaut. Ich war damit aber nicht sehr glücklich. Mir ist klargeworden, dass man das viel besser machen könnte. Und ich habe begonnen, die Teile selbst herzustellen."

Mate Rimac

Nicht einmal ein Jahr später stellte er sein "Concept One" der Öffentlichkeit vor. Bis zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand, dass ein elektrisch betriebenes Fahrzeug in nur 2,8 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen und sogar eine Geschwindigkeit von 305 km/h entwickeln könnte. Es war auch schwer zu glauben, dass jedes einzelne Teil dieses Fahrzeuges selbst angefertigt war.

"Zuerst mussten wir die Technologie entwickeln. Lieferanten haben es abgelehnt, mit uns zusammenzuarbeiten. Wir hatten kein Geld, um sie zu bezahlen. Wir haben bei Null angefangen und zwar in einem Land, in dem so etwas noch nie entwickelt wurde. Deswegen haben wir zuerst die Technologie entwickelt, ein Team aufgestellt und zuerst im Auftrag anderer Fahrzeugerzeuger gearbeitet. Irgendwie war das aus einer Notlage heraus, da wir es ansonsten nicht geschafft hätten. In der Zwischenzeit haben wir begriffen, dass es das einzig Richtige ist, nicht in erster Linie Fahrzeuge zu erzeugen, die natürlich für uns von großer Bedeutung sind, sondern Technologien zu entwickeln."

Mate Rimac

Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Erzeugung und Entwicklung von Technologien für Antriebs- und Akkusysteme für die Autoindustrie.

"Es ist bekannt, dass wir dahinter stehen. Wie Aston Martin hat vor einigen Tagen die Verwaltung von Jaguar plötzlich bekanntgegeben, dass wir in ihrem Auftrag arbeiten, obwohl das gar nicht offiziell bekanntgegeben werden müsste. Und nun, wenn sie es behauptet haben, darf ich es wohl auch sagen. Es stimmt, wir arbeiten im Auftrag von Jaguar. Wir arbeiten auch im Auftrag vieler anderer Unternehmen, dürfen derzeit aber damit nicht in die Öffentlichkeit. Es geht nämlich um Fahrzeugteile, die von strategischer Wichtigkeit sind und das Herzstück sowohl ihres Stolzes als auch ihrer Strategie darstellen. Manche Unternehmen sind nicht gerade glücklich, wenn es bekannt wird, dass diese Aufgaben von anderen erledigt werden."

Mate Rimac

Bereits seit einigen Jahren erzeugen sie Elektrofahrräder. Obwohl diese Fahrräder eine Geschwindigkeit bis zu 120 km/h entwickeln können, ist ihre Geschwindigkeit elektronisch auf 70 km/h auf Freilandstraßen und auf 25 km/h im Stadtverkehr gedrosselt.

Dem Unternehmen ist es vor kurzer Zeit gelungen, mit der chinesischen Camel Group einen 30-Millionen-Euro-Vertrag abzuschließen. Das ist in der Automobilindustrie eigentlich nichts Nennenswertes, aber Rimac hat ja wirklich bei null begonnen.

"Eigentlich haben wir das Unglaubliche mit unglaublich wenig Geld geschafft. Und gerade das ist es, wovon andere Produzenten begeistert sind, wenn sie uns besuchen und sehen, dass wir mit so wenig Personal und Mitteln so viel geschafft haben."

Mate Rimac

Mate Rimac

Vor fünf Jahren hatten sie 20 Beschäftigte, jetzt sind es 250. Ausgeschrieben sind aber noch weitere 100 Arbeitsplätze. Der Altersdurchschnitt beträgt 29 Jahre.

"Es stimmt, ich bin 29. Aber ich bin nicht der Chef, sondern ein Kollege!"

Mate Rimac

Obwohl "Rimac" für die nächste Automobilmesse in Genf ein neues Modell angekündigt hat, sind auch die bis jetzt durchwegs handgefertigten Modelle Neuheiten in der Automobilindustrie.

Von dem elektronischen Handschuh bis zum elektrisch betriebenen Sportboliden sind nur zehn Jahre vergangen. Wagemutige Jugendzeit, gute Ideen, die Einstellung, dass nichts unmöglich ist, und Beharrlichkeit – all das hat sich gelohnt.

"Eine meiner größten Herausforderungen ist es, hochqualitative Leistungen zu erbringen und allzu viele Interaktionen zu vermeiden und dennoch auf altbewährte Weise zu arbeiten mit der Einstellung, dass wir über das Können und Wissen verfügen, aber auch Neues dazulernen können."

Mate Rimac


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