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BR Renaissance der Klosterarbeiten

Blüten und Ranken aus Golddraht – Blumen und Ornamente mit Steinen aus Bleiglas. In der Barockzeit hatte diese Kunst ihren Höhepunkt in Waldsassen. Denn damit wurden Reliquien, die sogenannten Heiligen Leiber geschmückt.

Von: Jürgen Neumann

Stand: 03.12.2017 | Archiv

Klosterarbeit | Bild: BR

Robert Treml und Thomas Vogl

Der Mönch Adalbert Eder soll all diese Werke geschaffen haben. Heimatpfleger Robert Treml und Stadtpfarrer Thomas Vogl entdecken immer wieder neue Details. Über den Laienbruder Adalbert Eder ist wenig bekannt. Vieles scheint rätselhaft:

"Wir stehen auch noch vor vielen Fragen: ob er alleine war, was undenkbar wäre. Wo er das Material herhatte, die Golddrähte; das muss er ja von auswärts bezogen haben. Da bleibt noch einiges offen."

Heimatpfleger Robert Treml

Marianne Grzesina

In Waldsassen wird die Tradition der Klosterarbeiten weitergeführt, aber nicht mehr im Kloster: Den originalen "leonischen" Draht zu bekommen ist heutzutage wohl sogar schwieriger als früher. Es gibt fast keinen Hersteller mehr. Marianne Grzesina beschäftigt sich schon sehr lange mit dieser Kunst.

"Durch die Hl. Leiber in der Kirche! Da habe ich als Kind immer gedacht: Das möchte ich auch einmal können. Ich mache das schon ein paar Jahre, schon ein schönes paar Jahre! Da war ich noch in der Schule. Da bin ich dann immer in den Ferien nach Salzburg gefahren und habe Kurse gemacht. Am Anfang wollte ich wieder aufhören. Es ist eine harte Arbeit, vor allen Dingen, wenn man akkurat sein will. Und die in Salzburg, die sind akkurat."

Marianne Grzesina

Bis nach Österreich musste sie damals, um die vergessene Handwerkskunst wieder zu erlernen. Die Mönche in den Klöstern schufen ihre Kunstwerke jedoch nicht nur mit vergoldetem Draht:

"Wenn sie die Bücher gebunden haben, ist ihnen manchmal Papier übrig geblieben. Und aus dem Papier haben sie dann Streifen geschnitten und die Streifen zu Blüten geformt, und daraus dann Heiligenbilder gemacht. Das besteht aus 3600 Einzelteilen. Da hab ich damals gedacht, wie ich angefangen hab: hätte ich bloß nicht…, weil es hat einfach kein Ende mehr genommen. Aber wie ich die Hälfte gehabt habe, dann ist es schon schön gegangen."

Marianne Grzesina

Die Kunst, Fatschenkindln zu besticken, macht Marianne Grzesina gerade zur Weihnachtszeit am meisten Freude.

Die Kunst aus Draht faszinierende Blüten zu machen hat auch Franziska Möhwald gepackt. Sie fertigt sogar Gewänder mit Wickelornamenten:

"Das wird ein Festkleid für die Altöttinger Muttergottes; das wird nur Ostern oder Weihnachten angezogen. Die Morgenstunden sind für mich die besten Arbeitsstunden, von fünf bis acht Uhr. Es ist anstrengend und ich bin auch ab und zu einmal nervös, aber da musst du zur Ruhe kommen. Du entspannst und kommst zur Ruhe, weil sonst geht gar nix."

Franziska Möhwald


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