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BR Vom Hobby zum Traumberuf

Was gehört in Bayern zu den Musikinstrumenten, die von jeher zur Bayerischen Kultur gehören? Da fallen sicher jedem Bayer und auch zahlreichen Nicht-Bayern viele Instrumente ein.

Von: Kerstin Kirbach

Stand: 22.10.2017 | Archiv

Florian Ganslmeier mit einem Dudelsack | Bild: BR

Florian Ganslmeier aus dem niederbayerischen Sicking ist Holzblasinstrumentenmacher. "Sein" Instrument, das ist der Dudelsack – mittlerweile, denn eigentlich ist der 31-Jährige studierter Informatiker:

"Der Schritt, warum ich vom Softwareentwickler weg zum alten Handwerk gekommen bin, war der, dass mich das nicht zufriedengestellt hat, dass der Computer am Abend noch genauso ausschaut wie am Morgen – egal ob ich was gemacht habe oder nicht. Beim Handwerk ist es ja traditionell so, man sieht was herauskommt. Bei dem Stück Holz, das war vorher noch ein Baum, jetzt haben wir es zurechtgesägt, jetzt haben wir ein Loch reingebohrt und später werden wir dem auch noch Leben einhauchen. Da sehe ich einfach abends, was ich gemacht habe. Und das ist einfach die Erfüllung. Das ist das Schöne daran."

Florian Ganslmeier

Angefangen hat alles, weil Florian unbedingt einen eigenen Dudelsack bauen wollte und schnell feststellen musste, dass dazu mehr gehört, als ein paar Löcher ins Holz zu bohren. Also beschloss er, das Handwerk von der Pieke auf zu lernen. Eine Entscheidung, die nicht jeder nachvollziehen konnte:

"Das Umfeld hat sich geteilt, gespalten hat sich das in dem Zusammenhang und manche, die mehr den finanziellen Aspekt im Blickfeld hatten, die haben das gar nicht verstanden, warum man seinen gutbezahlten Programmiererjob aufgibt, um dann eine Ausbildung zu machen; da verdient man ja anfangs gar nichts. Und die anderen haben das sehr gut nachvollziehen können, weil der Sinn des Lebens ist eigentlich, dass man was macht, was ihn erfüllt, was einem Spaß macht. Und nur, wenn man was hat, das Spaß macht, dann kann man auch gut darin sein."

Florian Ganslmeier

Allen Spöttern zum Trotz zieht Florian Ganslmeier seine Lehre zum Holzblasinstrumentenmacher durch:

"Teilweise sind das ja richtig meditative Arbeiten, weil ich die schon hunderte Male gemacht habe. Das ist Routine und geht dann von selber. Das Negative daran ist, wenn man Probleme mit sich rumschleppt und die ganze Zeit hin- und herüberlegt, dass manche Arbeiten an dem Tag einfach nicht gehen. Aber das ist das Schöne am Dudelsackbau: durch die große Bandbreite an vielen verschiedenen Tätigkeiten, kann ich mir eigentlich das immer frei einteilen. Und wenn mal das eine heute nicht funktionieren will, dann lass ich es eben gut sein und mach was anderes…"

Florian Ganslmeier

In einem Dudelsack stecken zwischen ein bis vier Wochen Arbeit – je nachdem wie aufwändig die Verzierungen sind, die sich ein Kunde wünscht. Danach richtet sich auch der Preis, der bei mindestens 1000 Euro liegt. Dennoch: Florians Handwerkskunst ist gefragt – und so hat er in seiner noch jungen Karriere immerhin schon an die 30 Dudelsäcke gebaut.

Aber es ist nicht nur der Instrumentenbau, sondern auch das Musizieren selbst, das Florian Ganslmeier an seinem Beruf begeistert. Schon als Kind lernt er Klarinette und Saxophon spielen, bis er mit 17 Jahren den Dudelsack für sich entdeckt, und zwar nicht in Schottland, sondern auf einem Mittelaltermarkt in Bayern.

"Es gibt eigentlich 250 verschiedene Dudelsacktypen auf der ganzen Welt und verschiedene davon sind und waren bei uns in Bayern auch weit verbreitet. Das war einfach ein bäuerliches Instrument, ein Instrument für Jedermann, das für die Volksmusik eingesetzt wurde und für die Tanzmusik. Ich habe im Instrumentenbau meinen Traumjob gefunden, weil mir der Beruf einfach so viel Spaß macht. Und den Weg mitzubegleiten vom Baum zum Instrument, und das dann auch spielen hören oder selber spielen, das ist einfach meine Erfüllung, das macht Spaß."

Florian Ganslmeier


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