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TV-Ungarn SOS-Kinderdorf zieht mitten in die Stadt

Fast 30 Jahre lang war das Kinderdorf in Battonya von lebhaften Kinderstimmen erfüllt. Hier lebten die Familien isoliert am Ortsrand, in aneinander gereihten Häusern.

Von: Zsuzsa Sári

Stand: 31.01.2016 | Archiv

Ein Kind spielt mit einem Spielzeugradlader. | Bild: BR

Die Kleinstadt nahe der rumänischen Grenze war aber, was Ausbildung oder Arbeitsplätze betrifft, kein idealer Ort. So beschloss man, das Kinderdorf in die Stadt Orosháza umzusiedeln.

Németh Szabolcs

Dank der dänischen Velux-Stiftung wurden zehn Immobilien angekauft und renoviert, um für die Kinder und ihre Pflegemütter die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen.

"Langfristig in einer geborgenen Schutzhülle zu leben, fördert nicht unbedingt den Prozess des Selbstständigwerdens. Wenn die jungen Menschen in das Alltagsleben kommen, fühlen sie sich oft gegenüber den Schwierigkeiten und Herausforderungen sogar etwas hilflos."

Németh Szabolcs, Dorfleiter im SOS-Kinderdorf Orosháza

Németh Szabolcs hat als Dorfleiter alles getan, damit die Familien den Umzug ins neue Heim nicht als Verlust, sondern als Chance wahrnehmen. Integriertes Zusammenleben bedeutet nämlich, dass die Familien des Kinderdorfes verstreut in der Stadt leben, und nicht unmittelbar neben anderen SOS-Familien.

Schon jetzt wird das Kinderdorf in Orosháza als "Das Kinderdorf von morgen" bezeichnet, zeigt doch die Erfahrung der letzten Jahre, dass es jungen Menschen, die in Kinderdörfern isoliert am Ortsrand aufgewachsen sind, oft schwer fällt, den Schritt aus der geschützten Umgebung in die Welt der Erwachsenen zu machen.

Gáborné Hegedűs

In der Familie von Gáborné Hegedűs leben Mädchen im Kindergartenalter und junge Burschen im Teenageralter harmonisch miteinander. Im Nu waren sie alle mit ihren neuen Nachbarn in Orosháza befreundet.

"Ich habe den Nachbarn schon gesagt, wenn es bei uns einmal laut zugeht, das heißt noch längst nicht, dass es Streit gibt oder dass man sich wegen sonst etwas Sorgen machen muss. Vor allem an den Wochenenden und in den Ferien – da kann man keinen Schalldämpfer über die Kinder stülpen. Aber die Nachbarn sagten, es störe sie überhaupt nicht."

Gáborné Hegedűs, SOS-Kinderdorf-Pflegemutter, Orosháza

Bald schon wird hier ein Gemeindehaus errichtet, in dem sich ein Psychologe und ein Entwicklungspädagoge individuell mit den Kindern beschäftigen werden. Dort soll sich aber auch für die Ortsansässigen die Möglichkeit bieten, Kontakte zu den Kindern zu vertiefen.

Die verlassenen Häuser in Battonya sollen zwar verkauft werden, die SOS-Kinderdorf-Organisation hat aber den Grenzort nicht aufgegeben: Es wurde ein Familienprogramm für Bedürftige gestartet.


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