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Eine runde Sache

Pizza Eine runde Sache

Stand: 24.03.2014

Pizza Napoletana | Bild: picture-alliance/dpa

"Die haben wir erfunden!"

Nicht wenige Amerikaner behaupten im Brustton der Überzeugung, die Pizza sei ein Ergebnis ihrer unbegrenzten Möglichkeiten. Doch die Idee, Hefeteig dünn auszurollen und zu belegen, hatten schon andere vor ihnen.

Das will jetzt keiner wissen, trotzdem...

Pizza ist nicht unbedingt gesund: Weißmehl im Boden, sehr viel Fett durch Öl, Käse oder gar Salami. 1000 Kalorien erreicht eine Durchschnitts-Pizza locker. Kommen dann noch Analogkäse und Formschinken dazu, verliert man schnell den Appetit.

Also doch die Italiener!? Naja, viele von ihnen sind sich zumindest ziemlich sicher, dass die erste Pizza in Neapel auf den Teller kam, als Arme-Leute-Essen.
Archäologische Funde zeigen allerdings, dass schon lange vor Christi Geburt die Etrusker eine Vorliebe für diese Speise hatten. Aus wessen Steinofen die erste Pizza nun genau hüpfte, liegt ziemlich im Dunkeln. Zur Ehrenrettung der Amerikaner sei aber noch vermerkt, dass sie in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts für eine, wenn auch fragwürdige, Erweiterung des Pizza-Universums gesorgt haben: die Tiefkühlversion.

Der Siegeszug der Pizza

Pizza isst man in Italien nicht im "Ristorante", sondern in der "Pizzeria". Die wahrscheinlich älteste ist die "Antica Pizzeria Port'Alba" in Neapel (1830).

In den USA konnten sich die New Yorker ab 1905 in einer Pizzeria verwöhnen lassen, die erste deutsche eröffnete 1952 in Würzburg.
Den amerikanischen Boden für die Pizza bereiteten die vielen italienischen Einwanderer und auch Stars mit italienischen Wurzeln wie Frank Sinatra (Vater aus Palermo, Mutter aus der Nähe von Genua) oder Dean Martin (Vater aus Montesilvano) - es war "in", Pizza zu essen.

"When the moon hits your eye
Like a big Pizza pie, that's amore"

Dean-Martin-Song, 1953

Dem Siegeszug der runden Spezialität in Deutschland (mitgebracht von den Arbeitskräften aus Süditalien) folgte ihre Verbreitung in Norditalien. Ja, wirklich: Nördlich von Rom rümpfte man über das Arme-Leute-Gericht aus dem Mezzogiorno (Süditalien) lange die Nase. Erst die deutschen Touristen, die auch in Rimini, Venedig oder Pisa die ihrer Meinung nach typisch italienische Pizza essen wollten, sorgten dafür, dass in den Urlaubsorten die Pizzerien aus dem Boden schossen wie die Funghi.

Fakten und Kurioses

Wortgeschichte

Das Wort "Pizza" lässt sich vom griechischen "Pita" (Fladen) ableiten, doch es gibt auch jede Menge anderer Theorien. Erstmals schriftlich festgehalten wird die Bezeichnung "Pizza" etwa 1000 n. Chr.

Verwandte der Pizza

  • Focaccia (Ligurien)
  • Flammkuchen (Elsass, Pfalz, Baden)
  • Pita (Griechenland), Pide (Türkei)
  • Krusta (ehem. DDR)

Frommer Wunsch

Zweimal die Woche Pizza senkt das Herzinfarktrisiko um die Hälfte - das zumindest behaupten Forscher - italienische Forscher. Naja.

Space-Pizza

Die NASA arbeitet an der Entwicklung eines Pizza-3D-Druckers. Der Prototyp soll 2014 ins All geschickt werden und die Astronauten auf der ISS bekochen - unter Verwendung von gefriergetrockneten, pulverisierten Zutaten.

Heutzutage gibt es Pizza fast überall auf der Welt und ist auch aus dem Fast-Food-Bereich und der Palette der Fertiggerichte nicht mehr wegzudenken. Außerdem genügt es, das Telefon in die Hand zu nehmen - und wenig später hat man das gute Stück zuhause.

Von Ananas bis Vongole

Engländer mögen sie mit Kartoffeln oder Erbsen. Auch immer wieder ein Highlight auf den Speisekarten: die Pizza "Wurstel con Krauti". Beliebt bei uns, aber auch sehr in Australien: die Pizza Hawaii mit Ananas und Schinken.
Was die einen kreativ finden, ist für andere ein Sakrileg. So weit, wie die Geschmäcker der Pizza-Fans auseinandergehen, so mannigfaltig sind auch die Möglichkeiten.

Die Pizza Margherita...

...ist eine wahrhaft königliche: Margherita Maria Teresa Giovanna di Savoia (1851-1926), ihres Zeichens Königin von Italien (und übrigens Sächsin mütterlicherseits), war angeblich ein wahrer Fan der Pizza. Bei einem Besuch in Neapel soll sie sich welche in den Palast bestellt haben. Der Legende nach bekam sie von dem Pizzabäcker die erste "Margherita" in den italienischen Nationalfarben Rot (Tomate), Weiß (Mozzarella) und Grün (Basilikum).

Pizza Napoli (mit Sardellen und evtl. Kapern) ist eher speziell, auch Pizza "frutti di mare" (mit Meeresfrüchten) oder Pizza "con cozze" oder "alle vongole" (Mies- bzw. Venusmuscheln) sind nicht jedermanns Sache. Die Standards, die fast jeder mag, sind Salami, Schinken, Thunfisch oder Pilze. Für Esser, die sich nicht entscheiden können, bietet sich die Pizza "quattro stagioni" an: Hier wird jedes Viertel anders belegt. Auf fast jeder Pizza findet man außerdem Tomaten und Käse - beim Käse gibt es dann auch wieder reichlich unterschiedliche Sorten.

Wie dick der Pizzaboden sein darf, das ist eine wahre Glaubensfrage: Bei der klassisch-italienischen Pizza wird der Teig sehr dünn ausgerollt, die "American Pizza" hingegen kommt mit einem üppigeren Boden daher. Jeder, wie er's mag!

Die EU-Pizza (in Auszügen)

Die Verordnung

Es gibt eine eigene EU-Verordnung für die "Pizza Napoletana", in der minutiös beschrieben wird, was drin sein darf und wie man sie herstellt. Wer die echte neapolitanische Pizza verkaufen will, muss sich an die Vorgaben halten und mit Kontrollen rechnen.

Die Zutaten

Die Bestandteile der "Pizza Napoletana" sind Weizenmehl, Bierhefe, Trinkwasser, geschälte oder kleine Frischtomaten, Salz und natives Olivenöl. Optional sind Knoblauch, Oregano, Basilikum und Mozzarella.

Die Form

Rund. Durchmesser höchstens 35 cm, Dicke höchstens 4 mm in der Mitte mit einer Toleranz von plusminus 10 %, Randdicke höchstens 2 cm. Erreicht wird das, indem man "eine Teigkugel auf einen bemehlten Tisch legt und dann mit einer von der Mitte zum Rand gehenden Bewegung und dem Druck der Finger beider Hände unter mehrfachem Wenden eine Scheibe formt."

Der Belag

Die Tomatenmasse bzw. die Tomaten müssen mit einer "spiralförmigen Bewegung verteilt" werden, ebenso das Salz. 4 - 5 g Olivenöl werden mit einer "Ölflasche mit Ausgießer ebenfalls in einer spiralförmigen Bewegung von der Mitte aus" verteilt.

Das Backen

"Der Pizzabäcker schiebt die belegte Pizza mit Hilfe von etwas Mehl mit einer Drehbewegung auf einen Holz- oder Aluminiumschieber, dann lässt er sie mit einer schnellen Bewegung des Handgelenks auf die Ofensohle gleiten, ohne dass der Belag überschwappt." Gebacken werden muss sie im Holzofen bei mindestens 485 ° C für höchstens 90 Sekunden.

Übrigens: Pizza "mit allem" ist laut dem vertrauenswürdigen Pizzaiolo (Pizzabäcker) eher ein Schmarrn, weil der Teig dann doch sehr durchfeuchtet wird. Wer's saftig mag, ist mit Calzone gut bedient! Diese "Zusammenklapp-Pizza" ist traditionell gefüllt mit Käse, Schinken und Pilzen.
Um es mit einer abgedroschenen Phrase zu sagen: Der Phantasie sind bei der Pizza keine Grenzen gesetzt ;)

"Hab Sonne im Herzen und Pizza im Bauch, dann bist du glücklich und satt bist du auch!"

Poesie-Album-Spruch