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DokThema Außer Kontrolle: Doping im Freizeitsport

Doping Spritze | Bild: dpa-Bildfunk

Mittwoch, 27.07.2016
22:00 bis 22:45 Uhr

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Deutschland 2016

Regelmäßig werden in Deutschland größere Untergrundlabore ausgehoben, in denen Dopingkuren zur Leistungssteigerung gemischt und abgefüllt werden. Die Zahl der Ermittlungsverfahren des deutschen Zollfahndungsdienstes im Zusammenhang mit Doping ist stark gestiegen, von 43 im Jahr 2006 auf 2000 im Jahr 2014, also um das 45-fache. Die Konsumenten sind meist keine Spitzensportler, sondern ganz normale Menschen, die im Alltag und beim Freizeit-Sport eine gute Figur machen wollen. Trotzdem findet das Thema Doping in Deutschland fast nur im Zusammenhang mit dem Spitzensport Beachtung.

Das ist ein fataler Irrtum, wie der Paderborner Sozialmediziner Martin Hörning meint. Der Wissenschaftler forscht an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen zum Thema Männergesundheit und hat in diesem Zusammenhang deutschlandweit 300 Besucher von 15 Fitness-Studios befragt. Das Ergebnis: Mehr als einem Fünftel aller Teilnehmer wurde schon wenigstens einmal Anabolika angeboten. Seiner Schätzung nach gibt es mindestens 400.000 Deutsche, die dem Doping verfallen sind. Während die Konsumenten hohe gesundheitliche Risiken wie Herzinfarkt, Lebertumore und Hodenschrumpfung eingehen, verdienen internationale kriminelle Netzwerke ein Vermögen. Die Gewinnspannen im Doping-Schwarzmarkt sind inzwischen oft größer als im Drogenhandel. es ist ein Riesengeschäft, in dem Fitness-Ketten als Umschlagplatz anscheinend eine gewisse Rolle spielen.

Einige Länder, wie zum Beispiel Dänemark, haben deswegen inzwischen ein staatliches Kontrollsystem entwickelt, das auch Fitness-Center überprüft und gedopte Sportler mit Ausschluss sanktioniert werden. In Deutschland hingegen kontrolliert die Nationale Doping Agentur (Nada) bisher nur den Spitzensport. Ganz nach der Devise: Was einer in seiner Freizeit treibt, gehört nicht unter staatliche Aufsicht. Dass es sich beim Dopen aber auch um eine Form von Sucht handelt, wie Ärzte und Betroffene meinen, für die es staatliche Präventions- und Therapiemaßnahmen geben sollte, wird dabei vollkommen übersehen. Und dass es unter Umständen auch wichtig sein könnte, die Fitness-Center als Lernorte mit in die Pflicht zu nehmen.

Autor/Autorin: Kathrin Denk, Philipp Grüll
Redaktion: Johanna Walter

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