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Der Mühldorfer Todeszug Begegnungen gegen das Vergessen

Laszlo "Leslie" Schwartz in Dachau. | Bild: © BR/Beatrice Sonhüter

Montag, 27.01.2014
20:15 bis 21:00 Uhr

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2011

Jahrzehntelang hat Laszlo Schwartz über die Geschehnisse der Odyssee im Todeszug Ende April 1945 durch Oberbayern geschwiegen. Erst die Begegnung mit Schülern des Franz-Marc-Gymnasiums in Markt Schwaben bricht sein Schweigen. Die Jugendlichen haben in jahrelangen Recherchen versucht herauszufinden, was sich in diesen letzten Kriegstagen auf den heimatlichen Bahngleisen ereignete. Gemeinsam mit "Leslie" gehen sie nochmals an die verschiedenen Stationen des Todeszugs, ergänzen die Erinnerungen von "Leslie" Schwartz durch ihre Archivrecherchen und stoßen bei ihren Gesprächen mit Zeitzeugen auch auf "vergessenen Widerstand". Am Ende seiner Zeitreise in die Vergangenheit steht für Laszlo "Leslie" Schwartz, der heute in den USA und Deutschland lebt, das Verzeihen, das Vergeben.
Kurz vor Kriegsende, am 25. April 1945, verlässt ein Zug mit über 3.600 KZ-Häftlingen das KZ-Außenkommando Mühldorf. In 60 bis 80 Waggons sollen die vorwiegend ungarischen Juden nach Tirol gebracht werden. Das Ziel: Keiner der Häftlinge soll das Kriegsende überleben. Laszlo "Leslie" Schwartz ist 14 Jahre alt und wohl der jüngste Gefangene im Todeszug.
Nach einer Irrfahrt in Oberbayern und schweren Bombardierungen durch die Alliierten hält der Zug am 27. April 1945 in Poing. Laszlo "Leslie" Schwartz ergreift mit einigen Freunden die Flucht, als er von einem jungen SS-Mann gestellt wird. Ohne zu zögern schießt er Laszlo "Leslie" Schwartz eine Kugel in den Kopf: Das Geschoss dringt hinter dem Ohr ein und tritt an der Backe wieder aus. Er bricht zusammen. Der SS-Mann schreit ihn an: "Entweder du stehst auf und gehst wieder in den Zug oder ich erschieße dich!" Laszlo "Leslie" Schwartz steht auf und steigt wieder in den Zug.

Redaktion: Astrid Harms-Limmer