14

Wanderung auf dem Ultner Höfeweg Unterwegs zwischen Herbstrauch und alten Höfen

Schnalstal, Martelltal, Passeiertal, Sarntal, Villnösstal – jedes Tal in Südtirol hat seinen ganz eigenen Charakter, auch das Ultental. Südwestlich von Meran erstreckt es sich hin zur Südlichen Ortlergruppe und in den Nationalpark Stilfser Joch hinein. Müsste man das Ultental mit einem Buchstaben benennen, dann wäre es das „L“ – L wie Lamm und Lärchen.

Von: Andrea Zinnecker

Stand: 02.11.2023

Wanderung auf dem Ultner Höfeweg  | Bild: BR; Andrea Zinnecker

Doch nicht nur das schwarzbraune Ultner Schaf und über 1000 Jahre alte Urlärchen prägen das Ultental, sondern auch jahrhundertealte Höfe. Die „Ultner Paarhöfe“ sind ein Kulturdenkmal und durch einen ganz besonderen Wanderweg verbunden: den Ultner Höfeweg. Auf halber Höhe führt er sonnseitig von Kuppelwies über St. Nikolaus nach St. Gertraud und auf der anderen Talseite wieder zurück - auch im Spätherbst eine feine Wanderung, zumal es in den Talorten gute Einkehrmöglichkeiten gibt.

Am Höfeweg vor St. Nikolaus

Die Luft schmeckt graublau nach Herbstrauch, die Gipfel sind schon schneebedeckt, die Wiesen oft noch grün, die Lärchen feuervergoldet. Wer auf dem Ultner Höfeweg wandert, der entschleunigt von allein. Von Kuppelwies geht es taleinwärts nach St. Nikolaus. Hier führt der Höfeweg direkt am Ultner Talmuseum vorbei.

Das Ultner Talmuseum in St. Nikolaus

Das kleine feine Museum zeigt ein charmantes Sammelsurium an Volkskultur im original erhaltenen Schulhaus von 1827. Typisch wie für alle Ultner Höfe sind die kleinen Fenster, um die Winterkälte abzuhalten. Zudem wurden die Fenster auch mit Moos abgedichtet. Warm ums Herz wird einem bei all den liebevoll ausgestellten Utensilien von der Kuhenthaarungsmaschine über den Brotrahmen fürs Schüttelbrot bis zum Holzbehälter für‘s Lörget – Lärchenharz. Benötigt wurde es nicht nur im Schiffsbau, sondern auch beim Schuster. Für viele Bergbauern war die Gewinnung des Lärchenharzes ein kleiner Zusatzverdienst.

Der Höfeweg führt auch durch Bergwald

Mal durch lichten Bergwald, mal über freie Felder und Wiesen geht es auf dem Ultner Höfeweg weiter bis in den Talschluss nach St. Gertraud und zur Lahner Säge, dem Nationalparkhaus, schließlich gehört das hintere Ultental zum Nationalpark Stilfser Joch. Ronald Oberhofer ist hier als Biologe tätig, bewirtschaftet nebenbei aber auch einen Bergbauernhof, Baujahr 1412, ebenfalls ein typischer Ultner Paarhof, bei dem Wohnhaus und Scheune etwas versetzt dicht beieinanderstehen. Fichten- und Lärchenholz wurde für den Bau der Höfe verwendet, auf die Legschindeldächer kommen Stangen und Felssteine, um sie zu beschweren.

Herbst-Sonne

Uralte Höfe und Urlärchen - wer von St. Gertraud auf der anderen Talseite zurück nach Kuppelwies wandert, kommt an den über 1000 Jahre alten Baumriesen vorbei. Die drei Ultner Urlärchen haben alle Zeiten überdauert mit ihrer rissigen rotbraunen Rinde und den knorrigen Auswüchsen am Stamm. Im hochalpinen Ultental – St. Gertraud liegt rund 1500 Meter hoch – findet die Lärche als Lichtbaumart ideale Wachstums-Bedingungen. Wohl fühlen sich aber hier aber auch die schwarzbraunen Schafe, die am Höfeweg immer wieder zu sehen sind. Es handelt sich um eine eher kleinwüchsige, aber sehr geländegängige Schafrasse.

Eine der drei Ultner Urlärchen

Wer auf der Höfewanderung in den Talorten einkehrt, dem werden auch Lammspezialitäten aufgetischt, wie zum Beispiel bei Roland Schwienbacher, dem Eggwirt in St. Walburg. Lammschinken, Lammbraten oder Tagliatelle mit Lammragout sind ebenso schmackhaft wie die traditionelle Ultner Brotsuppe, eigentlich ein Arme-Leute-Essen mit Brotresten, die heute mit Käse überbacken in einer kräftigen Rindssuppe mit viel Schnittlauch serviert werden. Bei Richard Schwienbacher in der Ultner Bäckerei in St. Walburg wird das taltypische Roggenbrot gebacken, ein Sauerteigbrot. Der Roggen wird bis 1800 Meter hinauf angebaut, aber auch der Mohn gehört zum Ultental: kein Festtag, keine Hochzeit ohne die in Schmalz herausgebackenen Mohnkrapfen. Eine Besonderheit sind auch die Struzzen, eine Art Früchtebrot-Chips – ideal für unterwegs im Rucksack zum Naschen. Und so hart wie die Struzzen sind, war einst auch das Leben und Arbeiten auf den Ultner Paarhöfen. Den Wanderern auf dem Ultner Höfeweg wird das schon nach wenigen Schritten klar.

Karte: Das Ultental

Interaktive Karte - es werden keine Daten von Google Maps geladen.

Karte: Das Ultental


14