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Der Niedersteinhof im Passeiertal Südtiroler Bergbauernhöfe zwischen Tradition und Moderne

Im Passeiertal unter dem Timmelsjoch war die Berglandwirtschaft immer schon besonders hart, aber auch von einem besonderen Stolz geprägt. Auf dem Niedersteinhof in Gomion bei St.-Leonhard haben sie aus dem Bergheu eine Spezialität gemacht, und so lebt dieser alte Erbhof aus dem 16. Jahrhundert zwischen Tradition und Moderne.

Von: Georg Bayerle

Stand: 14.09.2017

Der hölzerne Strickbau von Stall und Stadel | Bild: BR/Georg Bayerle

Wie Vogelnester kleben die Höfe an den steilen Berghängen und die Heuarbeit, bei der jetzt in diesen Wochen die Bergwiesen bis über 2000 Meter gemäht werden, war eine Basis der Landwirtschaft.  Auf dem Niedersteinhof in Gomion bei St.-Leonhard haben sie aus dem Bergheu eine Spezialität gemacht, und so lebt dieser alte Erbhof aus dem 16. Jahrhundert zwischen Tradition und Moderne.

Hölzerner Strickbau am Niedersteinhof

Wir streifen an Mauern vorbei, die seit 500 Jahren hier am Berghang stehen. An einigen Stellen stößt Walter Moosmair die Tür auf in die Vergangenheit. Schwarz klebt der Ruß der alten Zeit an der gewölbten Decke, in der Mitte steht ein Kessel, in dem Kartoffeln für die Fütterung der Schweine gekocht wurden, dazu der alte und neue Backofen. Auch die heutige Küche speichert etwas von dem, was das Leben der Vorfahren des 39-jährigen Bauern hier ausgemacht hat – die Energien derjenigen, die hier früher gewohnt haben. Diese Energien haben auch Carolin berührt, die Bäuerin. Sie kommt auf der Nähe von Stuttgart und ist nach einem vom Verein für freiwillige Arbeitseinsätze organisierten dreimonatigen Einsatz als Erntehelferin auf dem Niedersteinhof hängengeblieben. Die zwei kleinen Kinder sorgen dafür, dass Leben in der Bude ist. Der ganze Hof wirkt jugendlich und dynamisch.

Was für ein Duft!

In der Scheune verbirgt sich der besondere Stolz von Walter Moosmair: das Bergheu. Er verkauft es an Hotels in Südtirol und Österreich und auch an die Therme Erding nach Bayern. Hinter der Scheunentür „steht“ eine Wand aus Bergheu. Es ist grün, weich und aromatisch und wirkt frisch, obwohl es getrocknet ist. Fast 1000 Meter höher holt es Walter Moosmair mit seinem Vater und freiwilligen Helfern von den Bergwiesen.

Die Heumahd ist im Passeiertal ein Ereignis im Jahreslauf und führt zu den abgelegensten Plätzen, zum Beispiel auf die steilen Schlattacher-Mahder zwischen Stuls und Walten, über denen weit oben der Passeirer Höhenweg verläuft. Dass diese kultivierte Hochgebirgslandschaft auch eine Gefahr war, zeigt das kleine Kirchlein im Weilers Gomion unten im Tal, wo immer noch im November der „Murenfeiertag“ begangen wird. Die kleine Kirche wurde vor rund 200 Jahren nach einem Murenabgang errichtet - seitdem ist in diesem Bereich nie wieder eine Mure abgegangen.

Die Landschaft rund um den Niedersteinhof wirkt urwüchsig und doch von einem Hauch des Südens gestreift. Herzkirschen und Jungfraubirnen gehören zu den traditionellen Früchten auf dem Berghof. Viele Details machen ein stimmiges Ganzes aus und zeigen, wie so ein Lebenswerk vieler Generationen auch nach einem halben Jahrhundert noch voller Lebenskraft steckt an diesem abgelegenen Platz auf dem Berg. Weitere Informationen gibt es unter www.niedersteinhof.it und www.bergwiesenheu.com.

Karte: Der Niedersteinhof

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Karte: Der Niedersteinhof


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